Roy Andersson und das Leben im Jammertal
Der schwedische Meisterregisseur und der frühere Star Atom Egoyan zeigen ihre Wettbewerbsfilme. Eine durchwachsene Sache.
Im Kern deprimierend ist das irdische Jammertal, auf das Regisseur Roy Andersson in seinem Beitrag „About Endlessness“blickt – aber eben nicht nur. „Alles ist fantastisch. Das denke ich zumindest“, ruft ein Gast unter den geisterhaft weißgesichtigen Gestalten in der Kneipe, die genauso mit einem grauen Trostlosschleier überzogen ist wie die meisten Bilder. Der lakonische, treffsichere Humor, mit dem der schwedische Regisseur die Absurdität der menschlichen Existenz sonst gern beschreibt, bricht dabei nur selten durch. Andersson ist diesmal nachdenklicher im Hinblick auf das Leben, den Tod und die Unendlichkeit. Die Kompositionen in überwiegend statischen Einstellungen mit sorgsam bestimmten Bildausschnitten und mit Blick für Details allerdings sind geblieben. Durch sie entwirft der Regisseur ein Kaleidoskop der Banalitäten und Verzweiflungen, Abgründe und kurzen Glücksmomente,
die das Leben in seiner Widersprüchlichkeit ausmachen, während er die großen Fragen aufwirft. Würde man lieber als Erdäpfel wieder existieren oder doch als Paradeiser?
Einmal mehr nicht wirklich in Hochform zeigte sich derweil Atom Egoyan mit „Guest of Honour“mit David Thewlis. Der kanadische Regisseur hat früher häufiger clevere Vexierspiele und mysteriöse Leinwandrätsel entworfen – und auch diesmal legt er erst nach und nach Schicht für Schicht seine Handlung frei und verbaut Rückblenden in Rückblenden. In dieser Konstruktion streift er eine Vielzahl von Themen: Es geht um Trauma, Schuld und Rache, um Restaurantinspektionen und ein Riesenkaninchen namens Benjamin.
Allerdings ist das nicht immer stimmige Drama nach der unbefriedigenden Auflösung letztlich deutlich weniger als die Summe seiner Einzelteile.