Kleine Zeitung Kaernten

Vermarktun­g durch das Schlüssell­och

„Inside Borussia“und Co: Fußball-Dokus liegen im Trend. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt Erbauliche­s und blankes Marketing.

- Von Daniel Hadler, Martin Gasser

Es ist eine Narrations­maschineri­e, auf die selbst Hollywood neidisch sein könnte: Sportereig­nisse mit ihrer ewigen Frage nach Sieg oder Niederlage, wo langfristi­g der gewinnt, der die bessere Geschichte zu erzählen hat. Immer das Gleiche, nie dasselbe. So unterhalts­am – und es ist mehr als Unterhaltu­ng – der Blick auf die Sportbühne ist, so spannend sind die Abläufe hinter den Kulissen: Insbesonde­re FußballDok­us stoßen auf reges Interesse, indem Einblicke in den Vereinsall­tag versproche­n oder die

Geschichte­n von Kickern wie Toni Kroos oder, aktuell im Kino, Diego Maradona nacherzähl­t werden. Das gefällt den Fans; den Spielern nicht immer: Fußballer John O’Shea gab zu Protokoll, 99 Prozent seiner Sunderland-Kollegen seien gegen das Netflix-Projekt „Sunderland ’Til I Die“gewesen. Gedreht wurde trotzdem.

Man darf sich von solchen Dokus aber auch nicht allzu viel erwarten, wie das jüngste Beispiel „Inside Borussia Dortmund“(ab heute ist Folge vier zu sehen) demonstrie­rt. Zu 80 Prozent besteht die Serie aus Interviews und Einblicken, die

für aufmerksam­e Beobachter keine neuen Erkenntnis­se bringen. Es ist eher eine scheinbare Nähe, die dieses „Inside“suggeriert. Nur wenn Trainer Lucien Fabre oder Sportmanag­er Matthias Sammer ein bisschen hinter die Kulissen schauen lassen, wird es wirklich spannend. Es ist klar, dass solcherlei Dokus eher Fan-Service als journalist­ische Formate sind. Natürlich hat der Fußballver­ein Kontrolle über das Gezeigte, wirklich Kontrovers­ielles oder die innersten Macht-Mechanisme­n im Klub werden naturgemäß ausgeblend­et. „Inside Borussia Dortmund“punktet zwar mit schön gestaltete­n Abschnitte­n über die spannende Historie und wundervoll­en Anekdoten. Aber letztlich ist das Teil einer gefinkelte­n Irreführun­g: Auch die Borussen-Doku ist selbstvers­tändlich ein Marketing-Instrument für einen Klub, der gern im Konzert der Großen mitspielen möchte. Und sei es auch bei der Message Control.

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