Der Wald im Rampenlicht
Der erste Blick auf „For Forest“im Klagenfurter Wörthersee-Stadion. Der Andrang internationaler Medien bei der Präsentation der heftig umstrittenen Installation mit 299 Bäumen war riesig.
Zuletzt habe sie so einen Medienansturm bei der Eröffnung der Elbphilharmonie erlebt, erzählte eine Schweizer Journalistin. Sie war, wie über 100 weitere nationale und internationale Medienvertreter, gestern zur ersten Präsentation von „For Forest“(bekannt als „Wald im Stadion“) angereist. Die Elbphilharmonie wurde übrigens vom Basler Stararchitekten Jacques Herzog geplant – davon später mehr.
Die Neugier war also groß,
ebenso die Erwartungshaltung – war doch das Kunstprojekt von Beginn an sehr kontroversiell diskutiert worden. Zuletzt war von abgestorbenen Bäumen die Rede und ein illegal gemachtes Video von den Aufbauarbeiten, das durch die sozialen Netzwerke geisterte, zeigte eher eine Naturruine.
Allen Unkenrufen zum Trotz: Im Klagenfurter Stadion steht ein Wald – und zwar ein sorgfältig gestalteter. Der Schweizer Landschaftsarchitekt Enzo Eneo hat dafür 299 Bäume ausgesucht, rund 6000 mitsamt den Töpfen auf dem Waldboden gepflanzte Farne und Kleingehölze sorgen für das „Gedachs“, von der Tribüne aus kann man auch am Boden liegendes Totholz erkennen.
Die Idee zu dem Projekt hatte der Schweizer Kunstvermittler Klaus Littmann, der sich von der über 30 Jahre alten Zeichnung von Max Peintner dazu inspirieren ließ. Und Littmann gab bei der gestrigen Präsentation denn auch zu: „Der Zeitpunkt, zu dem wir das umsetzen, ist mir ein bisschen unheimlich. Es kommt so was von punktgenau, wenn man miterlebt, was anlässlich der Klimadebatte in den Medien ist, und was Studien raten: nämlich dass weltweit der Wald aufgeforstet wird.“Das Projekt erinnert als Mahnmal für die Vergänglichkeit der Natur daran, dass der Wald ein lebendiger Organismus ist, der Schutz braucht – die
Brände etwa im Amazonasgebiet erinnern derzeit nachdrücklich daran, wie verletzlich das Ökosystem der Erde ist.
Deshalb soll der „Wald im Stadion“erhalten bleiben: Gestern wurde die
Idee präsentiert, ihn nach Ende des Projekts als „Waldskulptur“auf ein Grundstück in der Nähe des Klagenfurter Lakeside Parks zu verpflanzen. Auch ein Pavillon soll dort entstehen, den – wenn es nach Klaus Littmann geht – der eingangs erwähnte Jacques Herzog planen soll. Mit dem Stararchitekten, der neben der Elbphilharmonie unter anderem auch die Münchner AllianzArena plante, drückte Littmann einst die Schulbank. Unternehmer Herbert Waldner, Hauptsponsor und Inhaber des Waldes, ist von der Idee durchaus angetan: „Wir müssen aber noch darüber verhandeln.“Er kündigte außerdem an, dass „For Forest“nach Abschluss von einem Wirtschaftstreuhänder geprüft wird: „Wir werden die Unterlagen dem Kärntner Rechnungshof zur Verfügung stellen.“
Waldner appellierte auch, bei solchen Projekten in Zukunft die „Aufteilung in Rot, Schwarz und Blau zu vergessen“: „Ich glaube, dem Wald ist egal, wer gerade an der Macht ist.“