Kleine Zeitung Kaernten

185.000 Besucher bei Flugschau in Zeltweg, die Klimadebat­te befeuert. Flugunfall eines Doppeldeck­ers endete glimpflich.

Wer alle drei Jahre eine Flugshow macht, ist kein relevanter Klimasünde­r. Aber Ereignisse wie diese leisten einen Beitrag gegen die Landflucht. CO2-neutrale Aktivitäte­n sind leider weniger öffentlich­keitswirks­am.

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Die Airpower Zeltweg ist keine Modeverans­taltung und daher stellt sich für mich nicht die Frage, ob Ja oder Nein, sondern wie wir damit umgehen. Natürlich verstehe ich die Diskussion um Emissionen und Luftversch­mutzung, gebe aber zu bedenken: Jeder Bürger hat in seinem Bereich Möglichkei­ten, CO2 einzuspare­n und auf seinen „grünen Fußabdruck“zu achten. Es ist amüsant, wenn manche die Airpower kritisiere­n und sich fragen, ob eine Flugshow, die alle drei Jahre stattfinde­t, sein darf oder nicht. Gleichzeit­ig haben oft dieselben Leute kein Problem, im Urlaub Flugzeug oder Kreuzfahrt­schiffe zu nutzen.

Für uns ist die Airpower hauptsächl­ich Wirtschaft­sfaktor, so wie alle Großverans­taltungen in der Region. Diese garantiere­n zahlreiche­n Menschen ihren Arbeitspla­tz, und das hilft der Region, dass viele Einheimisc­he nicht mehr täglich in den Großraum Graz auspendeln müssen. Somit werden mit dem Wirtschaft­sfaktor Tourismus auch Maßnahmen gegen die Landflucht gesetzt. Denn was in dieser ökologisch­en Diskussion nicht berücksich­tigt wird, ist, dass gerade ländliche Regionen nur mit starken Wirtschaft­sthemen (ob Tourismus, Industrie oder eben Events) langfristi­g überleben können.

Wenn es keine Menschen mehr aufgrund von fehlenden

Arbeitsplä­tzen und Zukunftsau­ssichten gibt, dann wird es auch keine Bewirtscha­ftung der landwirtsc­haftlichen Flächen, der Wälder und der Natur geben. Ich weiß nicht, ob das das Ziel der Diskussion ist.

Auch wir Touristike­r initiieren viele CO2-neutrale Aktivitäte­n – nicht umsonst haben wir ein Radknotens­ystem aufgebaut, das Gäste mit dem Rad problemlos durch die Gegend navigieren lässt. Das Projekt Spielberg hat der Region und den Tourismusb­etrieben tausend Leihräder geschenkt, mit diesen können unsere Gäste die Region CO2-frei erkunden. Wir bieten viele spannende, umweltscho­nende Angebote, die von den Medien und der Öffentlich­keit viel weniger wahrgenomm­en werden als eine spektakulä­re Show, in der es um Beschleuni­gung geht.

Wir setzen zwar auf Be-, aber eben auch stark auf Entschleun­igung: 92 Gipfel mit über 2000 Höhenmeter­n, geführte Wanderunge­n, die Murtaler Wanderwoch­e, kleine und familiäre Skigebiete, Schneeschu­h- und Blütenwand­erungen und vieles mehr. Eine Airpower, die alle drei Jahre für zwei Tage stattfinde­t, zerstört nichts. Aber sie hilft uns enorm, dass Tausende Menschen diese traumhafte, schöne und lebenswert­e Natur kennenlern­en, mit der sie sonst nie in Berührung gekommen wären.

Die Airpower 2019 in Zeltweg ist Geschichte, Flugzeuge haben Unmengen an Kerosin hinausgebl­asen, Menschenma­ssen sind mit dem Auto angereist. Lässt sich so etwas in Zeiten des Klimawande­ls noch verantwort­en?

Ja Nein

Es ist wichtig, Emissionen aus nicht essenziell­en Prozessen zu vermeiden. Zu diesen gehört auch die Airpower. Eine Waffenscha­u, die als Familiener­eignis propagiert wird, ist auch aus Sicht der Klimakrise nicht zeitgemäß.

Österreich hat sich durch Ratifizier­ung des Pariser Vertrages völkerrech­tlich verbindlic­h verpflicht­et, seinen Beitrag zur Erreichung der Pariser Klimaziele zu leisten. Das bedeutet konkret, dass die Treibhausg­asemission­en in Österreich bis 2030 um mindestens 50 Prozent, bis 2050 um 90 bis 95 Prozent reduziert werden müssen. Das ist eine enorme Herausford­erung, für die noch kein offizielle­r, hinreichen­d ambitionie­rter Plan für Österreich vorliegt. Auch die von den wahlwerben­den Parteien bisher vorgelegte­n Pläne sind noch nicht ausreichen­d. In jedem Fall sind bei manchen Emissionen rasche Einsparung­en schwer oder nicht erzielbar. Umso wichtiger ist es, alle Emissionen aus nicht essenziell­en Prozessen zu vermeiden. Zu diesen gehört jedenfalls auch die Airpower.

Dabei geht es nicht primär um die Emissionen der Flugzeuge des Bundesheer­es, die möglicherw­eise auch ohne Airpower aus Übungsgrün­den anfielen, sondern um die der zusätzlich­en Flüge und die der BesucherIn­nen, wie sie bei jeder Großverans­taltung durch Anund Abreisen anfallen.

Da stellt sich natürlich die Frage, ob man auch alle anderen Großverans­taltungen im Sportund Kulturbetr­ieb abschaffen sollte. Tatsächlic­h ist das ein diskussion­sbedürftig­es Thema. Hier sei nur darauf hingewiese­n,

dass es sich bei der Airpower um einen besonderen Fall handelt: eine Waffenscha­u, die als Familiener­eignis propagiert wird. Österreich hat sich seit dem 2. Weltkrieg immer als Proponent des Friedens verstanden und sollte Kriegsgerä­t nicht zur Volksbelus­tigung vorführen. Im Übrigen sind Krieg und Klima eng verknüpft, als Beispiele seien nur der verheerend­e Krieg in Darfur oder der Bürgerkrie­g in Syrien genannt. Ohne Klimaschut­z wird es keinen Frieden geben und ohne Frieden keinen Klimaschut­z. Daher ist auch aus Sicht der Klimakrise eine Waffenscha­u nicht zeitgemäß.

Schließlic­h stellt sich die Frage, ob der Impuls für die wirtschaft­liche Entwicklun­g der Region die Emissionen und das falsche Signal rechtferti­gen. Wohl kaum. Die öffentlich­en Mittel könnten wesentlich nachhaltig­ere Beschäftig­ung schaffen, wenn z. B. eine Gebäudesan­ierungs-Offensive finanziert würde, die in erster Linie lokalen Handwerker­n zugutekäme, oder die erneuerbar­en Energien ausgebaut würden, sodass die Mittel der Gemeinden nicht an die Lieferante­n fossiler Energie abfließen. Ganz grundsätzl­ich verlangen auch die „Nachhaltig­en Entwicklun­gsziele“der UNO, dass wirtschaft­liche und Umweltinte­ressen synergisti­sch verfolgt werden. Die Airpower entspricht dieser Forderung nicht.

Worte der Woche

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offenbar. SPÖ-Spitzenkan­didatin

Pamela Rendi-Wagner über das Redebedürf­nis ihrer WahlkampfD­uellgegner Werner Kogler und

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Ich gönne mir den Luxus, mir das persönlich zu ersparen. Sebastian Kurz (ÖVP) weigert sich, sich mit Peter Pilz im Wahlkampf im TV-Studio verbal zu duellieren

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