Auf der Spur der Unter-Wasser-Burgen
Auch der Ossiacher See ist voller Steinschlichtungen. Dort dienten die sogenannten Wallerburgen dem Fischfang. Unklar ist, wer sie wann angelegt hat.
Über das Alter der Steinhügel im Ossiacher See rätseln Forscher seit mehr als 150 Jahren
HELMUTH WEICHSELBRAUN (5)
Tatsächlich. Wir sind rund 20 Meter vom Ufer entfernt, könnten an dieser Stelle im Ossiacher See aber locker stehen, ohne unterzugehen. So hoch ist der fast kreisrunde Steinhügel unter dem Rumpf des Bootes. „Nur eine Wallerburg“, sagt der Fischer, der uns mitgenommen hat. „Es gibt hier einige.“Einheimische, die davon wissen, nennen die Gebilde Wallerburgen oder Wallerhaufen. Beide Namen leiten sich von der früheren Funktion der Steinschlichtungen ab: Mit ihrem harten Untergrund waren sie Laichhilfen für sogenannten Lauben. Die kleinen Futterfische konnten hier in Ruhe wachsen und hungrige Waller anlocken.
Welche schlauen Fischer diese Konstruktionen angelegt haben, weiß niemand. Einiges deutet auf Wurzeln im Mittelalter hin: Die Hügel befinden sich vor allem im seichteren südlichen Bereich des Sees, wo einst
die Herren der Burg Landskron und die Äbte von Stift Ossiach das Sagen hatten. In einer schriftlichen Quelle tauchen die Haufen erst 1864 auf. Damals suchte der Naturforscher Ferdinand von Hochstetter in Kärnten nach Spuren prähistorischer Pfahlbauten, fand im Ossiacher See aber „nur“Steinschlichtungen. 29 Stück zählte er allein zwischen St. Andrä und Ossiach.
Hochstetter sprach mit Fischern, die diese Konstruktionen zwar nutzten, aber nichts über ihren Ursprung sagen konnten. Zu dieser Zeit wurden die Laichhilfen noch gepflegt. „Die Fischer sagten mir, dass sie zur Winterzeit bisweilen neue Steine zuführen und durch ein Loch im Eis auf die Haufen werden, weil frische noch nicht mit Schlamm bedeckte Steine die Fische mehr anlocken“, schreibt der Forscher in seinem Bericht. Ähnliche Hügel, allerdings nicht in dieser großen Zahl, machte er damals auch im Wörthersee aus. Sind es dieselben, die nun entdeckt wurden und von Experten untersucht werden sollen?
„Gut möglich“, sagt Archäologin Renate Jernej vom Verein HistArc. „Mit Sicherheit lässt sich derzeit aber nur sagen, dass
diese Haufen von Menschenhand geschaffen wurden.“Wann? Da will sie sich ebenso wenig festlegen wie im 19. Jahrhundert Hochstetter, der die Formulierung „uralt“verwendete. Dass die sechs Steinhügel, von denen man mittlerweile im Wörthersee weiß, ebenfalls der Fischerei gedient haben, schließt sie nicht aus. Weniger abgewinnen kann sie der Theorie, dass es sich bei den Haufen um die Überreste versunkener Frachtschiffe handelt.