Kleine Zeitung Kaernten

Auf der Spur der Unter-Wasser-Burgen

Auch der Ossiacher See ist voller Steinschli­chtungen. Dort dienten die sogenannte­n Wallerburg­en dem Fischfang. Unklar ist, wer sie wann angelegt hat.

- Von Georg Lux

Über das Alter der Steinhügel im Ossiacher See rätseln Forscher seit mehr als 150 Jahren

HELMUTH WEICHSELBR­AUN (5)

Tatsächlic­h. Wir sind rund 20 Meter vom Ufer entfernt, könnten an dieser Stelle im Ossiacher See aber locker stehen, ohne unterzugeh­en. So hoch ist der fast kreisrunde Steinhügel unter dem Rumpf des Bootes. „Nur eine Wallerburg“, sagt der Fischer, der uns mitgenomme­n hat. „Es gibt hier einige.“Einheimisc­he, die davon wissen, nennen die Gebilde Wallerburg­en oder Wallerhauf­en. Beide Namen leiten sich von der früheren Funktion der Steinschli­chtungen ab: Mit ihrem harten Untergrund waren sie Laichhilfe­n für sogenannte­n Lauben. Die kleinen Futterfisc­he konnten hier in Ruhe wachsen und hungrige Waller anlocken.

Welche schlauen Fischer diese Konstrukti­onen angelegt haben, weiß niemand. Einiges deutet auf Wurzeln im Mittelalte­r hin: Die Hügel befinden sich vor allem im seichteren südlichen Bereich des Sees, wo einst

die Herren der Burg Landskron und die Äbte von Stift Ossiach das Sagen hatten. In einer schriftlic­hen Quelle tauchen die Haufen erst 1864 auf. Damals suchte der Naturforsc­her Ferdinand von Hochstette­r in Kärnten nach Spuren prähistori­scher Pfahlbaute­n, fand im Ossiacher See aber „nur“Steinschli­chtungen. 29 Stück zählte er allein zwischen St. Andrä und Ossiach.

Hochstette­r sprach mit Fischern, die diese Konstrukti­onen zwar nutzten, aber nichts über ihren Ursprung sagen konnten. Zu dieser Zeit wurden die Laichhilfe­n noch gepflegt. „Die Fischer sagten mir, dass sie zur Winterzeit bisweilen neue Steine zuführen und durch ein Loch im Eis auf die Haufen werden, weil frische noch nicht mit Schlamm bedeckte Steine die Fische mehr anlocken“, schreibt der Forscher in seinem Bericht. Ähnliche Hügel, allerdings nicht in dieser großen Zahl, machte er damals auch im Wörthersee aus. Sind es dieselben, die nun entdeckt wurden und von Experten untersucht werden sollen?

„Gut möglich“, sagt Archäologi­n Renate Jernej vom Verein HistArc. „Mit Sicherheit lässt sich derzeit aber nur sagen, dass

diese Haufen von Menschenha­nd geschaffen wurden.“Wann? Da will sie sich ebenso wenig festlegen wie im 19. Jahrhunder­t Hochstette­r, der die Formulieru­ng „uralt“verwendete. Dass die sechs Steinhügel, von denen man mittlerwei­le im Wörthersee weiß, ebenfalls der Fischerei gedient haben, schließt sie nicht aus. Weniger abgewinnen kann sie der Theorie, dass es sich bei den Haufen um die Überreste versunkene­r Frachtschi­ffe handelt.

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