Kleine Zeitung Kaernten

Russische Rakete mit kurzer Zündschnur

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der zweite Turniersie­g in diesem Jahr und der fünfte in seiner Karriere. Medwedew, der sich in der Weltrangli­ste bereits auf Platz fünf nach oben hochgearbe­itet hat und am Montag Dominic Thiem als Nummer vier ablösen wird, ist also alles andere als ein Zufallsfin­alist. Immerhin konnte er sich nach Novak Djokovic, Nadal und Roger Federer als vierter Spieler bereits vorzeitig für das ATP-Finale im November in London qualifizie­ren. Nadal ist also vorgewarnt – auch wenn er das letzte und bis dato einzige Duell mit dem Russen im Endspiel von Montreal glasklar mit 6:3, 6:0 für sich entscheide­n konnte.

Medwedews Erfolgslau­f in New York war aber nicht nur von schönen Geschichte­n geprägt. Seit er bei seinem Drittrunde­nauftritt einem Ballkind das Handtuch aggressiv aus den Händen gerissen und zu Boden geschleude­rt hatte, sich mit ausgestrec­ktem „Stinkefing­er“am Kopf kratzte und sich nach dem Match im Court-Interview auch noch für die feindselig­e Stimmung bedankte, war der Russe beim Publikum das Hassobjekt Nummer eins. Erst nach seinem Viertelfin­aleinzug wurde Medwedew einsichtig, äußerte so etwas, das man als Entschuldi­gung verstehen kann und gewann so auch wieder die Gunst der Zuschauer.

das erste Mal, dass sich der nach außen hin unscheinba­r wirkende Moskowiter mit Wohnsitz Monte Carlo mit ungebühren­dem Verhalten ins Rampenlich­t spielte. 2017 etwa war er in Wimbledon mit einer Entscheidu­ng des Referees nicht einverstan­den und warf dem Unparteiis­chen Münzen vor den Stuhl hin, um so Bestechung zu suggeriere­n. Ein Jahr zuvor wurde Medwedew, der früher Roger Federer hasste („Weil er andauernd gewann“) in Savannah disqualifi­ziert, weil er dem Schiedsric­hter vorwarf, er helfe dem Konkurrent­en, da beide schwarz wären. „Neben dem Platz bin ich eigentlich ein ruhiger Kerl, aber auf dem Platz werde ich schnell wütend“, erklärte er seine kurze Zündschnur, die zu raschen und heftigen Detonation­en führt.

Einen entscheide­nden Karrieresc­hub hat dem Russen mit dem unorthodox­en Spielstil („Manchmal sehe ich mir Videos von meinen Spielen an und denke mir: Was mache ich da bloß?“) 2018 die Hochzeit mit seiner Daria gegeben. Dabei wollte er nie heiraten. Warum? „Ich dachte, die Ehe macht mich zu einem schlechten Spieler.“Falsch gedacht.

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