Endlich Schule
Für mehr als 5000 Kärntner Kinder startet am Montag erstmals der Schulunterricht. Ein Start, noch voll Freude und Begeisterung.
Er nennt es seine Ruheinseln: Klagenfurt und den Wörthersee. Mindestens einmal im Jahr kehrt er nach Hause zurück, zum Abschalten und Entspannen. Der Sommerurlaub bei Familie und Freunden schmeckt besonders gut. Was nicht nur mit der geliebten Hausmannskost im „Hotel Mama“zu tun hat. Es liegt wohl auch daran, dass Heimat für
Arno Nicolussi Moretto einen besonderen Stellenwert hat. 28 seiner mittlerweile 55 Lebensjahre hat der gebürtige Klagenfurter mittlerweile im Ausland verbracht. Das prägt und verändert den Blick. Seit bald drei Jahrzehnten ist der Absolvent der Hotelfachschule SalzburgKlessheim im internationalen Geschäft – und hat sich in unterschiedlichsten Funktionen in besten Hotels dieser Welt den Herausforderungen mit Erfolg gestellt. Wie zum Beispiel als Assistent der Geschäftsführung bei der Inbetriebnahme des luxuriösen „Jumeirah Beach Hotels“in Dubai, als General Manager des „Ritz“in Taipeh oder des „Swissotel“in Kairo. Unvergessen auch seine Zeit in Peking, als sich 2008 die Viruserkrankung Sars auszubreiten begann und über die chinesische 16-Millionen-Metropole eine generelle Quarantäne verhängt worden war. „Die schwierigste Erfahrung meiner Berufslaufbahn“, sagt Nicolussi Moretto. Im „Swissotel“von Peking, einem Riesengebäude mit 480 Luxuszimmern, 20 Appartements sowie Konferenz-, Büround Geschäftseinrichtungen, war Krisenmanagement gefragt. Für 1200 Mitarbeiter und rund 1500 Menschen, die täglich den Komplex bevölkerten. „Zwei Monate Gesichtsmaske, kein Händeschütteln bei strengsten Sicherheitsvorkehrungen, irgendwie gewöhnt man sich daran“, erinnert er sich.
Routine, Know-how und Einfühlungsvermögen war auch gefragt, als Nicolussi Moretto das zum olympischen Dorf umfunktionierte Intercontinental Hotel in Qingdao managte. 1000 Angeden
stellte, vornehmlich Chinesen, kümmerten sich während der Sommerspiele 2008 gemeinsam mit ihrem Chef um das Wohl der internationalen Gäste.
Seit zwei Jahren sitzt der Klagenfurter mit Südtiroler Wurzeln als einziger Europäer in der Führungsetage der chinesischen GreenlandHolding. Dort ist er als Cluster General Manager für die weltweite Expansion einer neuen Luxushotelmarke namens „Primus“verantwortlich. Die Dimensionen sind gigantisch: Die Muttergesellschaft mit Schwerpunkt am Immobiliensektor ist mit 33 Milliarden Jahresumsatz eines der 500 größten Unternehmen der Welt. In den nächsten Jahren sind die Top 100 das Ziel und dementsprechend ehrgeizig sind die Ziele in der Hotelsparte: Verfügt man schon aktuell über ein Hotelvermögen
von rund drei Milliarden Euro mit aktuell 100 Hotels und 25.000 Zimmer in unterschiedlichen Kategorien, so sollen es weltweit einmal 400 Hotels sein. Mit der Luxusmarke „Primus“als Aushängeschild.
Sichtbarer Ausdruck der für europäische Verhältnisse unvorstellbaren Gigantomanie ist die Firmenzentrale in Schanghai: Nicolussi Moretto und Tausende Mitarbeiter residieren in dem 400.000 m² umfassenden Komplex, auf 150.000 m² davon stehen Hotels. Von dort treibt Nicolussi Moretto die weltweite Expansion voran. Der Tower in Chengdu ist bereits fertiggestellt, in Toronto und London entstehen Wolkenkratzer, die demnächst den Namenszug „Primus“und damit indirekt die Handschrift eines Kärntners tragen werden.
Der versteht sich – nomen est omen – als „Primus inter Pares“, als Teamworker, der seine größte Stärke darin sieht, unterschiedliche Charaktere und Mentalitäten zusammenführen zu können. Selbst wenn im Reich der Mitte nach wie vor Führungskräfte aus der ganzen Welt gefragt sind, Mangel an qualifizierten Arbeitskräften im Lande gibt es kaum noch. Nicolussi Moretto: „Chinesen lernen sehr schnell und sind ehrgeizig, müssen nur davon überzeugt werden, dass sie dir vertrauen können.“
China ist nach fast 20 Jahren seine zweite Heimat geworden, aber eines bereut der mehrsprachige Bücherfan und Kulturliebhaber: „Ich hätte sofort die Sprache lernen sollen.“Deshalb kommt auch dem erfahrenen Topmanager so manches bis zum heutigen Tag noch immer ein wenig Chinesisch vor.