Ohne Sturm-und Drang-Aktionismus
Das Hochkochen der Klimadebatte, seit geraumer Zeit stark mit der Person Greta Thunberg und der Bewegung „Fridays for Future“verbunden, aber auch regional nicht wenig umstritten, etwa in Bezug auf das Kunstprojekt „For Forest“im Klagenfurter Stadion, zeigt einen Wandel der politischen Kultur an, welcher die zukünftige Debatte um gesellschaftlich relevante Themen in eine grundlegend neue Richtung lenkt.
So war es nicht der politische Mainstream, der das Klimathema in die öffentliche Debatte hineingetragen hat, sondern dieser Impuls ging von der Mitte der Zivilgesellschaft aus. Sie formuliert eine radikale Forderung zum Umdenken und begründet dies mit dem Argument ökologischer und sozialer Konsequenzen im globalen Rahmen sowie massiven Auswirkungen auf das Leben eines jeden Einzelnen. Mit einer breiten Schicht an Wortführern, die sich weder dem rechten noch dem linken politischen Spektrum zuordnen lassen, werden im Rahmen der Klimadebatte handfeste Anfragen an das etablierte politische System laut: Angesichts einer Krise, die nicht an Staatsgrenzen endet, müssen Lösungen gefunden werden, die eben über nationalstaatliches Denken und symbolischen Aktionismus in regionaler Kurzsichtigkeit hinausgehen.
Bei genauerem Nachdenken wird deutlich, dass ein zukunftsfähiger politischer Stil nur dann erfolgreich sein kann, wenn er soziale Innovation und ökonomischen Fortschritt vor dem Hintergrund zunehmender Entgrenzung gestaltet – ohne dabei die Identität unseres Landes aufzugeben. Ein positives Gestalten gesamtgesellschaftlicher Zukunft baut nicht auf Machtstrategien auf, sondern auf Expertise im Konkreten und wird langfristig an transnationalen Kooperationen interessiert sein. Das ist kein Novum, sondern vielmehr ein seit der Antike bekanntes Schema: Einem sinnvollen tätigen Handeln ist demnach kein radikaler Sturm-und-Drang-Aktionismus voranzustellen, sondern das bedächtige Abwägen und Nachdenken über die Frage, welches Bild wir als Gesellschaft des 21. Jahrhunderts für die Nachwelt von uns selbst entwerfen wollen.
Ein zukunftsfähiger politischer Stil wird an sozialer Innovation wie an ökologischen Realitäten orientiert sein müssen.
Ramona Kordesch ist Theologin und lehrte an der Universität Friedrichshafen