Kleine Zeitung Kaernten

WennSchuld­ner regieren

Wir sollten wissen, wem Parteien Geld schulden.

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Ist es ein Problem, wenn eine Partei Kredite in mehrstelli­ger Millionenh­öhe laufen hat? Man könnte meinen: Nein, ist doch dasselbe wie jeder andere Kreditvert­rag – solange es für die Bank (oder sonst einen Kreditgebe­r) passt und sie das Risiko in Kauf nimmt, dass die Partei ihre Raten nicht mehr zurückzahl­en kann, ist es ihre Sache, wem sie Geld leiht.

Man kann es aber auch anders sehen: Wenn eine Partei so hohe Kredite ausständig hat, dass sie über Jahre ihre gesamte Parteiförd­erung – in Österreich ohnehin außergewöh­nlich hoch – in die Tilgung investiere­n müsste, um schuldenfr­ei zu werden, dann läuft etwas schief.

Weil es eine Partei in ihrer demokratis­chen Handlungsf­ähigkeit einschränk­t. Wenn zum Beispiel eine Partei vor der Entscheidu­ng steht, eine Neuwahl auszurufen (weil, sagen, wir, ihr Koalitions­partner in einem Korruption­sskandal untergeht) oder weiterzuwu­rsteln, sie aber mit Blick auf ihren Kontostand zweimal nachdenkt, ob sie das Risiko geringerer Einnahmen eingeht, dann ist das ein Kriterium, das nichts in der Politik verloren hat.

Österreich­s Parteien sollten lernen, mit den üppigen Mitteln, die ihnen der Steuerzahl­er für ihre Arbeit überweist, auszukomme­n (dann würde sich auch die Frage nach der Wahlkampfk­ostengrenz­e nicht mehr stellen). Zumindest aber sollten sie offenlegen, bei wem sie welche Kredite zu welchen Konditione­n laufen haben. Der Bürger sollte wissen dürfen, in wessen Schuld Politiker stehen.

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