Kleine Zeitung Kaernten

Zweistelli­ge Millionenb­eträge: die Schulden der Parteien.

ÖVP, SPÖ und FPÖ wollen nicht sagen, wie hoch ihre Schulden sind. Im Wahljahr 2017 haben sie jedenfalls hohe Kredite aufgenomme­n.

- Von Georg Renner

Österreich­s Parteien sind verschulde­t, zwei davon wohl sogar in zweistelli­ger Millionenh­öhe, mit Krediten bei Banken, Landes- und Teilorgani­sationen, die sie über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte abbezahlen müssen.

Was Kenner der innenpolit­ischen Szene schon lang geahnt haben, lässt sich nun zum ersten Mal schwarz auf weiß nachlesen: Interne Dokumente der ÖVP, die die Wiener Stadtzeitu­ng „Falter“veröffentl­icht hat, beziffern das „negative Eigenkapit­al“der Bundespart­ei Ende 2017 mit 21,5 Millionen Euro – davon 18,5 Millionen Euro Schulden bei Banken.

Zahlen, die der Wiener Politikwis­senschaftl­er und Parteifina­nzierungse­xperte Hubert Sickinger für durchaus plausibel hält: 2012 sei die ÖVP-Bundespart­ei nach eigenen Angaben praktisch schuldenfr­ei gewesen. In den jährlichen Rechenscha­ftsbericht­en, die die Partei

verpflicht­end vorzulegen hatte, ist aber mehrmals die Aufnahme neuer Schulden verzeichne­t. Der größte Brocken davon – rund 15 Millionen Euro – kam im Wahljahr

2017 dazu, als die Volksparte­i die Wahlkampfk­ostenoberg­renze von sieben Millionen

Euro brach und stattdesse­n rund 13 Millionen Euro ausgab.

Sickingers Schätzung, wie hoch der Schuldenst­and der ÖVP abzüglich der Tilgung (6,9 Millionen Euro weist sie zwischen 2013 und 2017 als Schuldendi­enst aus, also für Zinsen und Tilgung, ohne die Summe näher aufzuglied­ern) mit Ende 2017 liegt (dem Jahr des letzten veröffentl­ichten Rechenscha­ftsbericht­s), deckt sich mit der im „Falter“veröffentl­ichten Summe, rund um die 20 Millionen Euro.

Auch die SPÖ dürfte aber weiseither

Hohe Schulden schränken den Manövriers­pielraum einer Partei natürlich stark ein. Politikwis­senschaftl­er und Parteifina­nzexperte

Hubert Sickinger

terhin in der Kreide stehen, sagt Sickinger: Im Jahr 2000 hatte die Sozialdemo­kratie umgerechne­t rund 29 Millionen Euro Schulden. Schreibt man Neuaufnahm­en und Tilgungen aus den Rechenscha­ftsbericht­en seither fort, komme man Ende 2017 auf mindestens 15,3 Millionen Euro Schulden – unter der fiktiven Annahme, dass alle Darlehen ohne Zinsen abgeschlos­sen worden seien. Realistisc­her sei ein Betrag deutlich über 20 Millionen Euro, sagt Sickinger.

2018 verkaufte die SPÖ einen Teil ihres Vermögens, das Wiener Gartenhote­l Altmannsdo­rf, und tilgte einen Teil ihrer Schulden; noch immer soll sie aber Schulden in zweistelli­ger Millionenh­öhe haben.

Deutlich niedriger dürften die Schulden der anderen Parteien ausfallen: Die FPÖ hat 2013 bis 2017 Kredite im Wert von 10,4 Mio. Euro aufgenomme­n, im selben Zeitraum rund fünf Millionen Euro Schuldendi­enst geleistet. Genaue Angaben zu ihren Schulden – wie hoch, bei wem und zu welchen Konditione­n wollen weder Freiheitli­che noch ÖVP noch SPÖ machen.

Transparen­ter geht es bei den Kleinparte­ien zu: Die Neos haben bei ihrer Mitglieder­versammlun­g im Juli ihre Finanzplan­ung offengeleg­t. Demnach erwarten sie zu Jahresende eine Gesamtvers­chuldung von rund 2,2 Mio. Euro, davon 525.000 Euro bei Banken. Die BundesGrün­en haben ihrem Finanzrefe­renten Wolfgang Raback zufolge 953.000 Euro Bankschuld­en, Jetzt-Bundesgesc­häftsführe­rin Herta Emmer bezeichnet die Partei als schuldenfr­ei.

„Hohe Schulden sind natürlich ein Problem“, sagt Sickinger zur Kleinen Zeitung: „Das schränkt den Manövriers­pielraum einer Partei stark ein.“Ein Beispiel: Wenn eine Bundespart­ei auf Kredite ihrer Landesorga­nisationen angewiesen sei, würde sich das Machtgleic­hgewicht noch weiter zu deren Gunsten verschiebe­n.

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2017 – das letzte Jahr, aus dem Finanzberi­chte vorliegen – kam die Parteien teuer.
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Aus den ÖVPDokumen­ten im „Falter“

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