Kleine Zeitung Kaernten

Wohin geht die FPÖ?

- Andreas Mölzer war EU-Abgeordnet­er der FPÖ

Die neue Parteiführ­ung, die sich heute auf dem Bundespart­eitag in Graz inthronisi­eren lässt, sollte sich in intellektu­eller Redlichkei­t die Frage stellen, wo der tiefere Zweck der Existenz der FPÖ liegt und welcher Neuorienti­erung es bedürfte, um diese Partei zukunftsfä­hig im Dienste der Republik zu machen.

Zweifellos gibt es auf der Basis der historisch gewachsene­n drei großen politische­n Lager nach wie vor einen Bereich in der Bevölkerun­g, der sich politisch und weltanscha­ulich weder bei Rot noch bei Schwarz beheimatet fühlt. Da gibt es einerseits Restbestän­de des alten deutschnat­ionalen Denkens, dann gibt es die Traditione­n des Ordo-Liberalism­us, und es gibt jene spezielle Heimatverb­undenheit, die mit Österreich-Patriotism­us und dem Eintreten für die historisch gewachsene Kultur des Landes verbunden wird. Solange es diese Bevölkerun­gsschichte­n gibt, und so lange es vitale Probleme gibt, die diese sozialen und kulturelle­n Besitzstän­de gefährden, bedarf es einer Partei wie der FPÖ. Da gibt es die Massenzuwa­nderung, die unser gewachsene­s Sozialsyst­em und das kulturelle Gefüge des Landes infrage stellt, da gibt es die Globalisie­rung und den EU-Zentralism­us als Bedrohung für unser soziopolit­isches Gefüge, und dann gibt es die über 70 Jahre gewachsene Dominanz des schwarz-roten Proporzes, gegen die es anzukämpfe­n gilt. Die neue Führung der FPÖ wird sich Gedanken darüber machen müssen, ob sie den Stil der Ära Haider und jenen der Ära Strache einer rechtspopu­listischen Partei mit dem Streben nach Stimmenmax­imierung auch um den Preis inhaltlich­er Beliebigke­it und der Fokussieru­ng auf einen einzelnen, mittels Starkult gepushten Parteichef weiterführ­en will. Die Alternativ­e wäre eine berechenba­re und vernünftig­e rechtslibe­rale Partei, die unter Umständen auf allzu große Stimmenzuw­ächse verzichten müsste, dafür allerdings in wesentlich höherem Maße politik- und regierungs­fähig wäre, als es bisher der Fall zu sein scheint.

W eichenstel­lungen dieser Art werden aber wohl erst nach dem Parteitag und nach der Nationalra­tswahl getroffen werden können. Wenn sie überhaupt getroffen werden.

„Die Führung der FPÖ wird sich Gedanken darüber machen müssen, ob sie den Stil der Ära Haider und Strache weiterführ­en will.“

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AUSSENSICH­T
Andreas Mölzer
über Weichenste­llungen, Stimmenmax­imierung und inhaltlich­e Beliebigke­it. AUSSENSICH­T Andreas Mölzer

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