Beklemmender Dialog aus einem Gruselkabinett
Uraufführung von Erik Jan Rippmanns Nachdenken über künstliche Intelligenz lässt alle Fragen offen.
Mit Schwarz-Weiß-Denken kommt man hier nicht weiter. Gut oder böse, tot oder lebendig, endlich oder unsterblich – wenn Maschinen immer menschenähnlicher und Menschen immer mehr zu Maschinen werden, verschwimmen die Grenzen in jeder Hinsicht. Das Ausloten der Hybris und der Versuch des Menschen, selbst gottgleich zum Schöpfer zu werden, ist das Thema des Stückes „Auf ewig Dein“von Erik Jan Rippmann, das am Freitag in der neuenbuehnevillach uraufgeführt wurde.
Schwarz und weiß sind dabei Bühnenbild und Kostüme, die Beengtheit und Sterilität beklemmend in Szene setzen. Von Sinnlichkeit keine Spur in diesem Dialog zwischen einem geschiedenen, frustrierten Mann, der auch noch Herr Kleiner heißt, und einer unheimlich sachlichen Therapeutin, bei der man nicht weiß, ob sie Mensch oder Maschine ist. Zwischen die immer wieder einfrierenden Szenen sind Musik (von Chorälen bis zu Minimal Music) und Zitate per Video montiert. Zu Wort kommen so Denker und Forscher quer durch die Zeiten, von Paracelsus über Luigi Galvani bis zu Frankenstein und Alan Turing, dem Vater der Computertechnologie. Was märchenhaft mit der Geschichte eines Stoffhasen, der lebendig wird, beginnt, endet in einem Horrorkabinett, dem Claudia Stix mit ihren weißen Puppen und Masken Gestalt gibt. Die Poesie und Symbolkraft dieser Bilder steht im Kontrast zum offenbleibenden, nüchternen Frage-Antwort-Spiel zwischen Katrin Ackerl Konstantin als scheinbar unerschütterlicher Therapeutin und Martin Geisler als hysterisch-egomanischem Herr Kleiner, dem Kontrolle so wichtig ist.
Als Team habe man seinen Text inszeniert, betont Erik Jan Rippmann im Programmheft. Das Ergebnis ist eine etwas bemühte Collage, die zum Nachdenken über Algorithmen und künstliche Intelligenz anregt, aber nicht unbedingt ein Theaterstück ist.
Karin Waldner-Petutschnig
Auf ewig Dein von Erik Jan Rippmann, neuebuehnevillach, 17. bis 21., 24. bis 28. September, zu sehen bis 12. Oktober, jeweils 20 Uhr, Karten: 04242/27341, www.neuebuehnevillach.at