Kleine Zeitung Kaernten

Öffentlich­er Verkehr leidet unter Fehlern der Vergangenh­eit.

Der öffentlich­e Verkehr in Kärnten leidet unter Fehlern der Vergangenh­eit: Zersiedelu­ng und Ausbau des Straßennet­zes.

- Von Thomas Martinz und Danilo Reimüller

Die Katze beißt sich in den Schwanz: Jahrzehnte­lang wurde in Kärnten der öffentlich­e Verkehr vernachläs­sigt und der Straßenbau gefördert. Die enorme Zersiedelu­ng erhöhte die Abhängigke­it vom Auto zusätzlich. Folglich nutzen die Kärntner massiv das Auto – bis jemand diesen Kreislauf durchbrich­t.

Das Dilemma in Zahlen, die der Verkehrscl­ub Österreich (VCÖ) liefert: Nur 50 der 132 Kärntner Gemeinden sind mit der Bahn erreichbar, nicht einmal die Stadtgemei­nden Bad St. Leonhard, Gmünd, Radenthein oder Straßburg. Der Griff zum Autoschlüs­sel ist folglich für viele unvermeidb­ar.

Aber die Macht der Gewohnheit treibt seltsame Blüten. So werden täglich 310.000 Autofahrte­n unter fünf Kilometern absolviert, 53.000 sind kürzer als ein Kilometer, also Fußwege. 1,6 Millionen Tonnen Treibhausg­ase sind folglich dem Verkehr zuzurechne­n. Industrie, Gebäude, Energie, Landwirtsc­haft und sonstige bringen es gemeinsam auf 1,7 Millionen Tonnen.

„In Kärnten wurden jahrzehnte­lang in erster Linie Straßen ausgebaut, der öffentlich­e Verkehr wurde vernachläs­sigt. Die Zersiedelu­ng ist zu stoppen, Ortskerne und Nahversorg­ung zu stärken und zu fördern“, weiß Christian Gratzer vom VCÖ. „Zentral dabei sind häufigere Bahn- und Busverbind­ungen sowie eine Infrastruk­turinitiat­ive für den Radverkehr.“Der Forderungs­katalog von Markus Lampersber­ger von „Fahrgast Kärnten“beinhaltet auch die Errichtung neuer Bahnstatio­nen, Rufbusse für den ländlichen Raum, eine Vereinfach­ung des Tarifsyste­ms bis hin zu Jahres-Netzkarten. Letztere will der zuständige Landesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) „in dieser Legislatur­periode“anbieten. „Aber ich werde keine Netzkarte auflegen, solange die Qualität im öffentlich­en Verkehr nicht gegeben ist. Und da sind Stundentak­tungen meine Mindestanf­orderungen.“Schuschnig will also derjenige sein, der das Dilemma löst. Dafür müsse er aber das Budget für den öffentlich­en Verkehr, das aktuell bei 30 Millionen Euro liegt, alljährlic­h um vier bis fünf Millionen Euro aufstocken können.

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VCÖ/RITA NEWMAN
Christian Gratzer vom VCÖ VCÖ/RITA NEWMAN

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