Öffentlicher Verkehr leidet unter Fehlern der Vergangenheit.
Der öffentliche Verkehr in Kärnten leidet unter Fehlern der Vergangenheit: Zersiedelung und Ausbau des Straßennetzes.
Die Katze beißt sich in den Schwanz: Jahrzehntelang wurde in Kärnten der öffentliche Verkehr vernachlässigt und der Straßenbau gefördert. Die enorme Zersiedelung erhöhte die Abhängigkeit vom Auto zusätzlich. Folglich nutzen die Kärntner massiv das Auto – bis jemand diesen Kreislauf durchbricht.
Das Dilemma in Zahlen, die der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) liefert: Nur 50 der 132 Kärntner Gemeinden sind mit der Bahn erreichbar, nicht einmal die Stadtgemeinden Bad St. Leonhard, Gmünd, Radenthein oder Straßburg. Der Griff zum Autoschlüssel ist folglich für viele unvermeidbar.
Aber die Macht der Gewohnheit treibt seltsame Blüten. So werden täglich 310.000 Autofahrten unter fünf Kilometern absolviert, 53.000 sind kürzer als ein Kilometer, also Fußwege. 1,6 Millionen Tonnen Treibhausgase sind folglich dem Verkehr zuzurechnen. Industrie, Gebäude, Energie, Landwirtschaft und sonstige bringen es gemeinsam auf 1,7 Millionen Tonnen.
„In Kärnten wurden jahrzehntelang in erster Linie Straßen ausgebaut, der öffentliche Verkehr wurde vernachlässigt. Die Zersiedelung ist zu stoppen, Ortskerne und Nahversorgung zu stärken und zu fördern“, weiß Christian Gratzer vom VCÖ. „Zentral dabei sind häufigere Bahn- und Busverbindungen sowie eine Infrastrukturinitiative für den Radverkehr.“Der Forderungskatalog von Markus Lampersberger von „Fahrgast Kärnten“beinhaltet auch die Errichtung neuer Bahnstationen, Rufbusse für den ländlichen Raum, eine Vereinfachung des Tarifsystems bis hin zu Jahres-Netzkarten. Letztere will der zuständige Landesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) „in dieser Legislaturperiode“anbieten. „Aber ich werde keine Netzkarte auflegen, solange die Qualität im öffentlichen Verkehr nicht gegeben ist. Und da sind Stundentaktungen meine Mindestanforderungen.“Schuschnig will also derjenige sein, der das Dilemma löst. Dafür müsse er aber das Budget für den öffentlichen Verkehr, das aktuell bei 30 Millionen Euro liegt, alljährlich um vier bis fünf Millionen Euro aufstocken können.