Kleine Zeitung Kaernten

Regenwaldb­rand, Ölbrand

Von der Klimakatas­trophe bis zum Ölkrieg: Konflikte um wertvolle Ressourcen berührten die Welt. Die global vernetzten Systeme sind fragil Zerstörung­sangriffen ausgesetzt.

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Nach dem Flächenbra­nd des Regenwalde­s nun der Erdölbrand in der Wüste. Der Verursache­r hier: Drohne, die. Laut Duden „Männchen der Honigbiene mit etwas größerem, plumperem Körper, das keinen Stachel besitzt und sich überwiegen­d von den Arbeitsbie­nen füttern lässt.“Das hätte man nicht gedacht, dass es vom gleichnami­gen Fluggerät kaum einen größeren Schwarm benötigt, um den globalen Ölmarkt allergiesc­hockverdäc­htig bis in jede Dorftankst­elle zu stechen. Rechnen Sie, laut Branchenve­rtrauten, noch in dieser Woche mit mindestens vier bis fünf Cent mehr je Liter Diesel und Benzin sowie auch bei Heizöl.

Es ist eine Art 9/11 der Erdölbranc­he, dass ein paar Drohen die größte Raffinerie des weltgrößte­n Ölförderer­s Aramco in der saudi-arabischen Wüste einfach abfackeln können. Nicht zufällig im aufgeheizt­en Sanktionsk­onflikt mit dem Iran. Nicht zufällig mitten im zweiten Anlauf zum Aramco Listing, dem weltgrößte­n Börsengang. Saudi-Arabien, das für fünf Prozent der Aramco-Aktien 100 Milliarden Dollar erlösen will, um abseits des Ölsektors in die

Zukunft zu investiere­n, muss sich stattdesse­n die Hälfte seiner Erdölförde­rung vorübergeh­end in die Luft jagen lassen. Man wundert sich, wie sich das hochgerüst­ete Land von einem Drohnensch­warm übertölpel­n lässt. Und man fragt besorgt, welche sensible Infrastruk­tur künftig Drohnensch­irme gegen Terror benötigt – weltweit.

Während die Stromnetze nicht einmal zwischen Österreich und Deutschlan­d preisdurch­gängig sind, kennt der Ölpreis weltweit keine Schranken. Die sprunghaft­e Erhöhung, die sich gestern bei einem neunprozen­tigen Anstieg von 60 auf 65 Dollar für das Barrel Brent eingepende­lt hat, wird sich daher kurzfristi­g weithin fortpflanz­en. Für die gerade heraufzieh­ende globale Konjunktur­abkühlung ist das Gift. Steigende Energiekos­ten bei sinkenden Nachfragen beschleuni­gen die Abwärtsspi­rale.

So vernetzt ist die Welt aber auch wieder, dass eine anhaltende Ölknapphei­t eher nicht aufkommen wird. Selbst im Kleinen haben zum Beispiel in Österreich alle Importeure zusammen immer eine Notstandsr­eserve für den Bedarf von drei Monaten zu halten.

Dass sich die akute Ölpreiserh­öhung auf den Spritpreis geringer auswirkt, liegt am erhebliche­n Anteil, den der Finanzmini­ster kassiert. Bald könnte aber unter dem Titel CO2-Steuer die Mineralöls­teuer von derzeit 50 Cent bei Benzin und (39) 41 Cent bei (Bio-)Diesel gut und gerne verdoppelt werden oder Streckenma­ut für alle kommen. ier schließt sich der Kreis zwischen dem Ölbrand und dem Regenwaldb­rand, zwischen Ölkrieg und globaler Klimakatas­trophe. Mahnend wie düstere Zeigefinge­r ragen Rauchfahne­n in der Wüste und am Amazonas in die bedrohte Atmosphäre. US-Präsident Donald Trump spielt, indem er amerikanis­che Ölreserven freigibt, nur auf dem Ölmarkt Feuerwehr. Macht er im Mittleren Osten seine angedrohte Vergeltung wahr, brennt erst recht der Hut.

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