40 glückliche Ehejahre, da ist der Spaß relativ
Der Debütroman der US-Amerikanerin Claire Lombardo unterhält auf über 700 Seiten.
An einem Märztag im Jahr 1975 begegnet Marilyn Connolly – „ein unverwüstliches Produkt aus Geld und Drama, von dubioser irisch-katholischer Abstammung“– einem Brillenträger im Regenmantel. Sie sitzt auf einer Treppe im Institut für Verhaltensforschung, er setzt sich dazu. Bald sitzt sie auf ihm, unter dem Ginkgo im Garten ihrer Eltern, und ihr Vater ... Jedenfalls war das der Beginn einer Ehe, die nun schon 40 Jahre hält und die in Rückblenden beleuchtet wird.
Mittlerweile haben Marilyn und David Sorenson vier Töchter, die unterschiedlicher kaum sein können. Zudem sind Wendy (früh verwitwet und Alkoholikerin), Violet (perfekte Vollzeitmutter mit dunkler Vergangenheit), Liza (beruflich erfolgreich, privat unglücklich) und Grace (Wahrheit, was ist das?) überzeugt, dass im Leben ihrer Eltern alles total super war.
Ein Missverständnis, aus dem Claire Lombardo einen 700-Seiten-Wälzer ausrollt, der mit Humor und Empathie das intime Porträt einer Familie zeichnet. Wie oft verstehen Kinder die Eltern falsch und umgekehrt? Wieso verschweigt man mitunter ganz harmlose Dinge? Wann braucht man Verbündete, um etwas zu ertragen, und – vor allem – wo findet man sie? Wieso finden Kinder es eklig, wenn sich die Eltern an die Wäsche gehen, und treiben es als junge Erwachsene dann selbst bunt?
aus Illinois, die in Philadelphia lebt, hält in ihrem Debütroman die Spannung über die vielen Seiten nahezu mühelos. Die Zeitsprünge und die Perspektivenwechsel sind nie verkrampft, die Sorensons sind überaus lebendige Charaktere. Die Ernsthaftigkeit der Geschichte gewinnt noch mit der munteren Grundstimmung. Der Familienhund heißt übrigens Goethe. Und der Ginkgo spielt bis zum Schluss eine wichtige Rolle.