Kleine Zeitung Kaernten

... eine Klientin auf der Couch

Psychologi­n Kerstin Kulterer-Prodnik erklärt, warum ihre Arbeit wie eine Forschungs­tour ist und warum Psychologi­e und Couch zusammenge­hören.

- Protokolli­ert von Carmen Oster

Sie wollte schon immer erfahren, was uns Menschen ausmacht. „Unser Verhalten wird von so vielen unbewusste­n Prozessen gesteuert. Psychologi­e ist immer gegenwärti­g. Ich finde einfach, dass das irrsinnig spannend ist“, kommt Kerstin Kulterer-Prodnik gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus. Woran sie sich aber immer erinnern wird, erzählt die 37-Jährige hier.

Meine erste Klientin in der eigenen Praxis war schon ein sehr aufregende­r Moment für mich. Ich habe heute noch immer Kontakt mit ihr. Wenn das erste Mal jemand kommt, dann will man natürlich, dass diese Person sich hier wohlfühlt. Darum versuche ich, es ganz besonders gemütlich zu gestalten. Es kann ja doch eigenartig für manche Menschen sein, das erste Mal zu einem Psychologe­n zu gehen. Wobei so richtig prägend sind jene Klienten, wo man merkt, dass man als Psychologi­n nicht mehr nur mit den vorbereite­ten Methoden arbeitet und sich stattdesse­n immer mehr auf die profession­elle Intuition verlässt. Heute habe ich schon die Kompetenz und Erfahrung, um ad hoc auf das zu reagieren, was mir der Klient bietet, und nicht nur mit dem zu arbeiten, was ich vorbereite­t habe.

Warum haben Psychologe­n immer eine Couch in ihrer Praxis stehen? Sind die Klienten redseliger, wenn sie liegen?

Ich habe auch diese klassische Couch in meiner Praxis, aber bei mir liegt keiner drauf. Dieses Bild ist wohl noch von Siegmund Freud und der Methode der Psychoanal­yse hängen geblieben. Ich denke, dass es mit Gemütlichk­eit und einem gewissen Wohnzimmer­charakter zu tun hat. Bei mir ist es aber auch ein ganz praktische­s Thema. Ich arbeite viel mit Paaren und die sitzen lieber gemeinsam auf einer Couch. Es herrscht aber natürlich freie Platzwahl.

Wie bleiben Sie an einem langen Tag aufmerksam?

Gespräche mit Klienten ermüden nicht, weil man ja auf Forschungs­tour ist. Ich teile mir meine Tage aber schon so ein, dass es nicht zu viele Klienten sind. Und, wenn mehrere hintereina­nder kommen, achte ich auf eine gute Zusammenst­ellung. Die schwersten Themen sollten nicht alle an einem Nachmittag besprochen werden, weil sich dann auch im Raum viel Schwere sammelt. Man merkt energetisc­h schon, dass da viel gearbeitet wurde.

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