Auf der Siegerstraße
Hermann Schützenhöfer hat gepokert und er hat gewonnen. Platz 1 für die ÖVP, nach der Nationalratswahl 2019 nun auch mit ihm als Spitzenkandidat. Doch bei näherer Betrachtung reduziert sich der Erfolg auf diesen symbolischen Aspekt. Denn ein neuer Koalitionspartner wird sich wohl nicht aufdrängen nach diesem Wahlabend. Die SPÖ konnte trotz Absturz auf das schlechteste Ergebnis seit 1945 die FPÖ deutlich auf Distanz halten. Mit den Grünen geht sich eine Mehrheit nur gemeinsam mit den Neos aus. So risikofreudig wird Schützenhöfer seine zweite Amtszeit wohl nicht gestalten.
Zwischen den Regierungsparteien hat sich das Gewicht verschoben, gemeinsam bleiben sie allerdings gleich stark. Dennoch wird im Landtag zukünftig ein schärferer Wind wehen. Statt drei Oppositionsparteien sieht sich Schützenhöfer in Zukunft vier kontrollierenden Klubs gegenüber. Die KPÖ hält sich als steirisches Kuriosum, die Neos werden zusätzlich das Themenspektrum erweitern. Viel Zeit brauchen die Koalitionsverhandlungen wohl nicht, wenn Schützenhöfer seinen alten Partner zum zukünftigen macht. Es wird allerdings spannend, ob sein „Seitensprung“mit FPÖ und Grünen für den vorgezogenen Wahltag die Stimmung zwischen Landeshauptmann und seinem Vize spürbar und dauerhaft trübt. on Graz sind es nur 200 Kilometer nach Wien. Am Semmering war wohl der Jubel aus beiden VP-Zentralen zu hören. Sebastian Kurz bleibt auf der Siegerstraße, nachdem er vor einigen Wochen die ÖVP zur stärksten Partei in allen steirischen Bezirken gemacht hat. Mit Ausnahme von Kärnten wurde unter seiner Obmannschaft jede Wahl gewonnen. Auch wenn Schützenhöfer im Sommer noch eine Zusammenarbeit mit der SPÖ nahelegte, gab es gestern zwischen Türkis und Schwarz keine Differenzen. Die Titelverteidigung ist also für beide geglückt. Jetzt warten Burgenland und Wien mit der ÖVP in der Rolle als Herausforderer. Für Kurz ist dort das Risiko mit oder ohne neuer Regierung überschaubar. Pamela Rendi-Wagner könnte hingegen alles verlieren.
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