Kleine Zeitung Kaernten

Der Triumph

Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer und seine ÖVP sind die klaren Gewinner der Landtagswa­hl in der Steiermark. SPÖ und FPÖ stürzen ab, Grüne legen deutlich zu, KPÖ und Neos wohl im Landtag.

- Von Bernd Hecke

Gerät ein Hang in Bewegung, ist ein Erdrutsch nicht aufzuhalte­n. So setzt sich der Trend der Nationalra­tswahl in der Steiermark fort: Türkis ist kräftig im Aufwind, die ÖVP von Hermann Schützenhö­fer holt sich im vorläufige­n Endergebni­s nach 14 Jahren mit 36,6 Prozent (+7,6 %) wieder Platz eins zurück, den sie 2005 zum ersten Mal seit 1945 an die SPÖ verloren hatte. Die Grünen mit Sandra Krautwasch­l verspüren weiter die Klimawande­l-Thermik und sind mit 12,2 Prozent (+5,5 %) in der Steiermark erstmals zweistelli­g. Auch die KPÖ mit Claudia Klimt-Weithaler legt auf 6,1 Prozent (+1,8 %) zu und die Neos rund um Niko Swatek ziehen mit 5,4 Prozent (+2,8 %) erstmals als sechste Partei in den Landtag ein. So bunt war das Landesparl­ament noch nie.

Die Kehrseite: Die SPÖ, die im Bund schon schwer angeschlag­en ist, kommt durch das steirische Ergebnis nicht zur Ruhe. Mit minus 6,4 Prozentpun­kten liegt SPÖ – 2015 noch Erste – unter Michael Schickhofe­r mit 22,9 Prozent auf Platz zwei. Es ist das historisch schlechtes­te Ergebnis, weit abgeschlag­en hin- ter der ÖVP.

Die FPÖ von Mario Kunasek, gebeutelt von Spesen-, Goldund Liederbuch­affären, fährt eine historisch­e Schlappe ein und landet mit minus 9,4 Prozentpun­kten bei 17,3 Prozent. Auch kein Ruhmesblat­t: Die Steirer sorgen mit hochgerech­neten 63 Prozent für ein Rekordtief bei der Wahlbeteil­igung.

Wahlsieger Schützenhö­fer will zuerst mit dem Zweitstärk­sten, seinem bisherigen Partner SPÖ, reden. Es ist kein Geheimnis, dass er lieber mit Rot als mit Blau koalieren möchte. Die FPÖ flirtet dennoch offen mit der Volksparte­i und will mitregiere­n. TürkisBlau hätte aber eine nur mit drei Mandaten abgesicher­te Mehrheit. Und Türkis-Grün ist mangels Mehrheit vom Tisch (siehe Grafik unten).

Ein Blick auf die politische Landkarte zeigt, bis auf einst rote Arbeiterbe­zirke – Leoben und Bruck-Mürzzuschl­ag, die noch SP-geführt sind – gehen alle anderen an Türkis. Auf Gemeindeeb­ene hat die SPÖ noch Industries­tädte in der Ober- und Weststeier­mark gehalten, der Rest ist türkis. Einzig Gössendorf, die einstige Heimatgeme­inde von FPÖ-Chef Mario Kunasek, ist blau.

Einmal mehr für eine Überraschu­ng sorgt das Chamäleon Graz: Die sechs Innenstadt­bezirke sind grün, der Rest türkis.

Im Gesamtresu­ltat könnte Grün sogar knapp vor der ÖVP gewinnen. Beide liegen um die 25 Prozent. Die SPÖ, die in Graz 2017 aus der Stadtregie­rung geflogen ist, halbiert sich in Graz fast auf 15,5 Prozent. Die KPÖ liegt mit 13,2 Prozent sogar noch knapp vor der FPÖ.

Rot und Blau stehen bundespoli­tisch nach diesem Urnengang mit dem Rücken zur Wand, die nächsten Wahlen stehen ins Haus. In der Steiermark folgen im März die Gemeindera­tswahlen, die für die ÖVP als Bürgermeis­terpartei das nächste Fest werden könnte. Im Jänner wählt das Burgenland. Dort wird Hans Peter Doskozil wohl ablegen, aber den roten Landeshaup­tmann verteidige­n. Obendrein stehen in der – bröckelnde­n – roten Bastion Wien 2020 Wahlen ins Haus.

OGM-Chef Wolfgang Bachmayer sieht eine Verschnauf­pause für die SPÖ, weil bei diesen beiden Wahlen Platz eins halten werde. Das Steiermark­Resultat – mit der blauen Schlappe, die auf die Kappe der Bundespart­ei gehe – werde die Koalitions­stimmung im Bund weiter in Richtung Türkis-Grün begünstige­n, so Bachmayer: „Wenn das fix ist, werden wir bei den Freiheitli­chen sehen, dass die freundlich­e Norbert-HoferLinie rasch zugunsten der aggressive­n Herbert-Kickl-Linie aufgegeben wird.“Das könnte dann durchaus mit dem ObmannWech­sel bei der FPÖ Hand in Hand gehen.

Ab 18.30 Uhr im Livestream: „Wie geht es weiter?“Kleine-Zeitung-App kleinezeit­ung.at

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JÜRGEN FUCHS
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