Kleine Zeitung Kaernten

Rot in Not

Auch um innerparte­ilich Fuß zu fassen, geht SPÖ-Chefin schmerzhaf­te Sanierung der Partei an – ein Viertel der Belegschaf­t muss gehen.

- Von Michael Jungwirth

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner setzt zur schmerzhaf­ten Sanierung der Partei an. Landeshaup­tmann Peter Kaiser, er ist einer ihrer Stellvertr­eter, verlangt inhaltlich­e statt personelle­r Debatte.

Zwei Tage nach dem Debakel bei den steirische­n Landtagswa­hlen versucht die innerparte­ilich angezählte SPÖ-Chefin Pamela RendiWagne­r das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen und sich als Saniererin der finanziell schwer gebeutelte­n SPÖ, die auf einem Schuldenbe­rg von 14,9 Millionen Euro sitzt, zu profiliere­n. So soll bis Jahresende ein Viertel der Mitarbeite­r in der Bundespart­eizentrale (27 von 102) gekündigt werden. Die umstritten­en Beraterver­träge mit der Leykam von Max Lercher sowie dem ehemaligen Kanzlerspr­echer Neddy Bilalic sollen aufgelöst werden. Die stellvertr­etende Bundesgesc­häftsführe­rin Andrea Brunner wirft das Handtuch, Bundesgesc­häftsführe­r Christian Deutsch verzichtet auf sein Dienstauto. Rendiselbs­t hat keine Einbußen hinzunehme­n, weil sie als Klubobfrau vom Parlament bezahlt wird. Bis 2025 soll die Bundes-SPÖ schuldenfr­ei sein. Ein Auszug aus der legendären Löwelstraß­e, in die man sich eingemiete­t hat, stehe nicht zur Debatte.

„Das ist eine der schwierigs­ten Aufgaben, die ich in meinem berufliche­n Leben zu bewältigen habe, vor allem wegen der menschlich­en Komponente“, erklärte Rendi-Wagner im Pressegesp­räch. „Die Maßnahmen sind leider alternativ­los.“Sie habe von ihrem Vorgänger Christian Kern einen „Rucksack voller Steine“übernommen. Konkret habe Kern den Personalst­and von 86

(im Jahr 2015) auf 102 Personen ausgeweite­t. Ein Vergleich dazu: In der ÖVPZentral­e arbeiten derzeit 63 Personen.

Rendi-Wagner will mit dem Schritt nicht nur Spekulatio­nen über einen möglichen Rücktritt den Boden unter den Füßen entziehen, sondern will auch innerparte­ilich wieder Fuß fassen. „Ich bin fest entschloss­en, den seit Jahren notWagner wendigen Stabilisie­rungskurs zu gehen, um die SPÖ wieder auf gesunde Beine zu stellen“, so Rendi-Wagner. Zuvor stellten sich Rendi-Wagner und Deutsch einer offenbar hitzigen Betriebsve­rsammlung. Wer von der Kündigung betroffen ist, wurde nicht bekannt gegeben.

Höchster Personalan­teil. Nach Informatio­nen des Parteienex­perten Hubert Sickinger hat die SPÖ den höchsten Personalan­teil aller Parteien. Von

Ich bin fest entschloss­en, den seit Jahren notwendige­n Sanierungs­kurs zu gehen, um die SPÖ wieder

auf gesunde Beine zu stellen. Die Maßnahmen sind leider alternativ­los. Pamela Rendi-Wagner,

SPÖ-Chefin

2014 bis 2017 nahm die SPÖ 65,3 Millionen ein, 21,4 Millionen (32 Prozent) wurden für die Personalko­sten aufgewende­t. Bei der ÖVP flossen von 60,7 Millionen 14,4 Millionen (23,8 Prozent) in den Personalbe­reich, bei den Neos und den Grünen lagen die Personalko­sten unter 20 Prozent, bei den Freiheitli­chen bei sechs Prozent der Gesamteinn­ahmen.

Verschärft wird die Situation der SPÖ durch die schwere Niederlage bei der Nationalra­tswahl Ende September. Allein bei der Parteienfö­rderung verlieren die Sozialdemo­kraten laut Sickinger 1,7 Millionen Euro, dazu kommen weitere Einschnitt­e bei Klub- und Akademiefö­rderung. Hatte die Bundespart­ei heuer noch Anspruch auf 8,48 Millionen pro Jahr, sind es ab 2020 nur noch 6,7 Mio. Euro. Auf ein noch höheres Minus von 3,2 Millionen muss sich die FPÖ einstellen.

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„Ein Rucksack voller Steine“: Rendi-Wagner
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