Die Frau, mein Eigentum!
Was bringt die Aktion „16 Tage gegen Gewalt“bei 32 Frauenmorden in zehn Monaten und 8000 Betretungsverboten?
Es hat sie immer gegeben, Gewalt gegen Frauen. Die größten Künstler haben das Gesicht ihrer Geliebten zerschneiden lassen, weil sie es nicht ertragen konnten, dass sie auch andere liebte. Jahrhunderte später gibt es sie immer noch – die Einstellung „Frau = Eigentum“. Die seit Montag laufende Aktion „16 Tage gegen Gewalt“soll die tägliche Gewalt gegen Frauen ins Bewusstsein bringen. Und ins Bewusstsein bringen, dass heuer 32 Frauen in Österreich ermordet worden sind. Oder jedes Jahr rund 8000 Beverhängt werden, um Frauen zu schützen. Manche zweifeln ja am Sinn der Aktion, die jedes Jahr zwischen dem Internationalen Tag der Gewalt gegen Frauen und dem Tag der Menschenrechte am 10. Dezember aufrütteln soll. Nach 32 Morden müsste ja im Grunde ohnehin jeder aufgerüttelt sein. Da müsste die Debatte über Schutzmaßnahmen an oberster Stelle stehen. In Paris demonstrierten diese Woche Zehntausende mit Transparenten wie „In 48 Stunden wird die nächste Frau ermordet“. Und jedes Mal wird von Familiendramen oder „Beziehungstaten“berichtet, von eifersüchtigen Männern, die es nicht verkraften konnten, ihre Frau zu verlieren. Botschaft: Der Mann hat die Nerven verloren, ist Amok gelaufen, wiegt somit nicht so schwer wie Raubmord. Das sei, protestretungsverbote tieren Frauenrechtlerinnen seit Jahren, verschleiernd und verzerrend. Da gehe es nicht um „Beziehungstaten“, es gehe um Femizid, um ein strukturelles Phänomen, hinter dem immer noch zu oft jahrhundertealtes Eigentumsdenken steht: Meine Frau gehört mir.
Ja, auch Frauen können gewalttätig werden, aber wie viele Männer wurden 2019 von ihrer Frau ermordet? Keiner. Die Aktion „16 Tage gegen Gewalt“sollte verlängert werden: 365 Tage gegen Gewalt wäre hoch an der Zeit.