Beim Riesentorlauf in Lienz fuhr Österreichs Kathi Liensberger auf den ausgezeichneten dritten Rang. Mikaela Shiffrin gewann klar.
Bis zum 15. November hatte es ganz danach ausgesehen, als würde Katharina Liensberger in diesem Winter kein Skirennen bestreiten. Grund war der Streit zwischen der Vorarlbergerin und dem Österreichischen Skiverband (ÖSV) in Sachen Ausrüstung. Erst im letzten Moment, nach vielen Gesprächen zwischen der Läuferin und Ösv-präsident Peter Schröcksnadel, kehrte Ruhe ein und Liensberger einigte sich mit Alt-ausrüster „Rossignol“auf einen Zweijahres-vertrag.
Beim Riesentorlauf in Lienz machte sich die Entscheidung der 22-Jährigen zum ersten Mal bezahlt. Sie schaffte es als Dritte hinter Siegerin Mikaela Shiffrin und Marta Bassino erstmals im Riesentorlauf auf das Podest, beendete die seit 2013 dauernde Stockerl-flaute des ÖSV in Osttirol. Und sie sicherte dem ÖSVTEAM damit auch den ersten Top-drei-rang im Riesentorlauf in dieser Saison.
„Heute hat sich das Skifahren für mich richtig befreiend angefühlt. Ich habe den Druck auf die Ski gebracht und die Schwünge vor allem im Finale richtig geil ziehen können“, schilderte Liensberger ihren Lauf, war aber „nicht restlos zufrieden. Während der Fahrt hatte ich immer das Gefühl, es geht noch mehr. Das ist in meinem Kopf wie eingebrannt.“Nicht mehr im Kopf hatte sie die Querelen vom Frühjahr bis zum Herbst: „Das versuche ich so gut es geht auszublenden. Ganz
leicht ist es nicht, weil ich erst begreifen muss – manchmal ist es gut, einen Schritt zurück zu machen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Für mich heißt das, schnell Ski fahren zu können. Darauf konzentriere ich mich in Zukunft auch.“Für sie „war es keine Entscheidung für Rossignol, weil es nicht um eine Entscheidung gegangen ist, mich hat nur das Rennfahren motiviert. Heute habe ich gesehen: Das kann ich. Es überrascht mich nur selbst, wie schnell es gegangen ist, ganz nach vorn zu kommen.“
Dafür benötigt Liensberger vor allem eines, einen freien Kopf: „Das war heute der Fall. Jetzt bin ich überzeugt, dass es so weitergeht. Ich kann mich verbessern, mich voll auf den Rennsport konzentrieren.“Noch eines motivierte Kathi in Lienz ganz besonders: „Die Zuschauer waren ein Wahnsinn. Das passiert nur bei einem Heimrennen und es gibt mir noch einen Extraschub.“
Nie um ein Antreten des Technik-asses gebangt hat Ösv-präsident Peter Schröcksnadel: „Wir führten keinen Kampf um sie, weil es nicht Sache des ÖSV, sondern ihre war. Ich habe nie Angst gehabt, dass sie nicht fährt. Sie ist ein
Vielleicht ist sie ein Mensch. Marta Bassino über das Ski-phänomen Mikaela Shiffrin
Talent, muss nur drauflosfahren, dann ist sie schnell. Natürlich habe ich Gespräche mit ihr geführt.“
Gesprächig zeigte sich auch Anna Veith, nachdem sie als 27. erstmals in diesem Winter Weltcuppunkte im Riesentorlauf geholt hatte: „Einige Schwünge haben ganz gut gepasst. Vom Gefühl her war der zweite Durchgang um einiges besser als der erste. Ich muss jetzt die im Rennen gemachten Erfahrungen mitnehmen und hart weiterarbeiten, damit ich nicht bei jedem Tor Zeit verliere. Ob ich zufrieden bin oder nicht, ist nicht das Thema.“
Als zweitbeste Ösv-läuferin landete Eva-maria Brem auf Rang 17: „Bis zu meinem Fehler war ich mit dem zweiten Lauf zufrieden. Er darf nicht passieren, aber wenn du auf dem Hang voll draufdrückst, geht nichts weiter. Bei mir war es wohl zu viel Druck. Ich kann trotzdem viel Positives mitnehmen.“Dem konnte Ramona Siebenhofer nicht zustimmen. Die steirische Speed-spezialistin schaffte es nicht, sich für den zweiten Durchgang zu qualifizieren: „Nach dem heutigen Tag muss ich das Projekt Riesentorlauf wohl überdenken.“
Im Frühjahr lag Kathi Liensberger mit dem ÖSV im Clinch, nun fuhr sie als Dritte im Riesentorlauf in Lienz erstmals aufs Podest.