Es rennt die Zeit davon
Klimaforscher Georg Kaser sieht die Welt am Rand einer Katastrophe stehen. Der Klimawandel werde nicht mehr aus der öffentlichen Debatte verschwinden.
Dafür gibt es mehrere Gründe. Ganz wesentlich dafür war Greta Thunberg und die darauf folgende Fridays for FutureBewegung. Diese jungen Leute sind authentisch und auch legitimiert, etwas zu sagen, da es ja um ihre Zukunft geht. Und sie repräsentieren nicht zuletzt auch viele heutige und künftige Wählerstimmen. Und dann waren es natürlich zunehmende Extremereignisse, die in ihrer Häufigkeit und Kraft weltweit sichtbarer geworden sind. Die Statistiken zeigen – und daran besteht kein Zweifel mehr – dass wir viel, viel schneller in die klimawandelbedingten Veränderungen hineingeraten sind, als wir das angenommen hatten.
Wenn man der Wissenschaft aus heutiger Sicht etwas vorwerfen könnte, dann dass wir etwas zu moderat vorausgeschaut haben. Heute wissen wir: Ein Fenster zur Erreichung des 1,5-GradZiels wäre zwar noch offen, aber nur noch ein sehr kleines Stück weit.
Darüber haben sich Verhaltens- und Gesellschaftswissenschaftler schon lange den Kopf zerbrochen. Viele Menschen sorgen sich, dass ihr Wohlstand durch mehr Klimaschutz eingegrenzt werden könnte. Das ist aber ein Trugschluss. Studien zeigen, dass das Erreichen der Klimaziele dem globalen Gemeinwohl sehr nützen würde. Nur scheinen wir leider in einer fast manischen Wachstumsund Gewinnmaschinerie gefangen, die das Gesamtheitliche nicht im Auge hat. Im Prinzip fehlt uns seit 30, 40 Jahren der kollektive Hausverstand.
Waren die Annahmen zu vorsichtig gehalten?
Nein, das ist nicht zu dick aufgetragen. Für die Menschheit als Gesamtheit ist es mit Sicherheit katastrophal, was auf uns zukommt. Neueste Analysen zeigen, dass neun von 15 Kipppunkten des Klimasystems bereits in Bewegung geraten sind, auch wenn sie noch nicht gekippt sind. Das sehe ich natürlich noch nicht,
Obwohl wir das wissen und öffentlich diskutieren, sind die globalen Emissionen