Kleine Zeitung Kaernten

Der Kampf in der Luft

Nicht erst der Absturz einer Boeing 736 MAX in Äthiopien hat gezeigt, dass der Kampf der Fluggesell­schaften immer erbitterte­r wird.

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Weihnachte­n im Rücktritt von BoeingBoss Dennis Muilenburg.

Im Zentrum der Kritik steht das Steuerungs­programm Maneuverin­g Characteri­stics Augmentati­on System (MCAS), das mit einem überzogene­n Manöver die Abstürze verursacht hat. Ein System, von dessen Problemen Boeing wusste, Piloten und Fluggesell­schaften aber im Ungewissen gelassen hat. Seither ringt Boeing um die Wiederzula­ssung des Bestseller-flugzeugs mit fast 5000 Bestellung­en. Eine neue Software wurde entwickelt, auch andere Fehler behoben, viele Piloten trainiert – doch die USLuftfahr­tbehörde FAA verzögert die Freigabe laufend, aktuell auf Anfang 2020. Für Boeing ein Desaster, finanziell und fürs Image. Die Produktion der 737 MAX ist ausgesetzt, weil 400 fertig gebaute 737 MAX nicht ausgeliefe­rt werden können und geparkt werden müssen.

Us-dollar hat Boeing das bereits gekostet, viele weitere Milliarden werden es noch sein. Dass das neue Großraumfl­ugzeug von Boeing, die 777X, auch nicht vom Fleck kommt und das Programm schon ein Jahr in Verzug ist sowie dass es mit dem 787 Dreamliner laufend Triebwerks­probleme gibt, liest sich da fast nur wie eine Randnotiz. Für den großen Konkurrent­en Airbus ist 2019 aber auch keine reine

Erfolgsges­chichte. Im Februar musste Airbus das Ende des weltgrößte­n Passagierf­lugzeugs A380 ankündigen. Es hat sich seit 2007 nur 251 Mal verkauft, zu wenig, um rentabel zu sein. Bei den Passagiere­n war die A380 beliebt, aber den Fluglinien zu teuer, zu komplex, zu spritfress­end. Wie Boeing hatte auch Airbus Probleme mit Triebwerke­n, speziell bei den Neos-serien. Positiv aber schlagen sich Boeings Probleme in den Orderbüche­rn von Airbus nieder. Speziell die A220- und sind ein Renner.

Die AUA wird 2019 nicht nur gut in Erinnerung haben. Das erbitterte Match gegen die zahlreiche­n Billigflug­linien wie Lauda, die Ryanair gehört, Easyjet oder Wizzair um den Standort Wien kostete Substanz. Als Folge muss die AUA 90 Millionen Euro jährlich einsparen, rund 700 Mitarbeite­r werden abgebaut. Der Markt in Europa ist generell

die

A320-familie stark umkämpft. Das zeigt sich daran, wie schwer sich Eurowings tut, seine Position zu finden und aus der Verlustzon­e zu kommen. Und daran, dass zahlreiche Fluglinien Pleite gegangen sind. Konsolidie­rt ist der Markt in Europa aber noch lange nicht. Die Konjunktur schwächelt, dazu kommen jetzt die umsatzschw­ächsten Monate in der Luftfahrt, die Treibstoff­preise bleiben eine schwer kalkulierb­are Größe. Im Frühjahr wird sich zeigen, welche Fluglinien das wie

überstande­n haben.

Zukunftsth­ema Umwelt. In die Hand genommen hat die Branche das Thema freiwillig schon vor Jahren mit dem Corsia-abkommen. Damit haben sich die Fluggesell­schaften weltweit verpflicht­et, bis 2050 die Co2-emissionen gegenüber 2005 zu halbieren. An sich ein ambitionie­rtes Vorhaben, jetzt bringt die „Fridays for Future“-bewegung die Branche zusätzlich unter Druck. Im Raum stehen eine Co2-steuer, eine Ausweitung des Zertifikat­ehandels und Steuern auf Treibstoff­e. Wie weit da weltweit gleiche Bedingunge­n für die global agierende Branche Wunschdenk­en sind, wird sich zeigen. Ebenso, ob der Ruf nach höheren Ticketprei­sen in Erfüllung geht.

ist Journalist, Luftfahrte­xperte, Moderator und Lektor

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Von Michael Csoklich*
Last not least:
* Michael Csoklich
Viele Milliarden Von Michael Csoklich* Last not least: * Michael Csoklich

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