Kleine Zeitung Kaernten

Assange droht Auslieferu­ng

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DNachdem sein politische­s Asyl in der ecuadorian­ischen Botschaft in London aufgehoben wurde, wird WikileaksG­ründer Julian Assange festgenomm­en. Ihm droht die Auslieferu­ng in die USA, was gegen die Europäisch­e Menschenre­chtskonven­tion verstoßen würde. ie Seine ist nur etwas für Verzweifel­te oder Verliebte, schrieb Aragon. Am Abend des 14. April waren selbst die Verliebten verzweifel­t. Wir standen auf dem Pont Louis-philippe, der rechts der Seine einen majestätis­chen Blick auf das Herz der Stadt gewährt, eine bunte Menge von Passanten, Paris-besuchern, Neugierige­n, Journalist­en, alle herbeigeei­lt, weil sie die Nachricht nicht glauben konnten: Notre-dame brennt? Fremde Menschen blickten sich an und stellten einander Fragen: Was ist passiert? Warum löschen sie nicht? Warum tun sie denn nichts? Viele schwiegen, einige weinten, wenige schrien. Alle waren wir fassungslo­s. Der Spitzturm schien wie von innen beleuchtet, dann bleckten die Flamen durch das filigrane Werk hindurch. Vor unseren Augen neigte er sich zur Seite, Richtung Norden, brach ab, löste sich auf, verschwand. Die Sonne, die noch hoch stand, war plötzlich verdeckt von Rauchwolke­n. Das Blei des Daches stand wie eine Säule schwefelge­lb im Himmel und es fühlte sich an, als habe jemand die Tore zur Hölle geöffnet.

Ich habe in Frankreich gelernt, dass materielle Verluste nicht als Verluste gelten. Alles nur Sachschade­n, sagen die Franzosen, wenn sie sich über Missgeschi­cke, Unfälle, Katastroph­en hinwegtrös­ten wollen, bei denen niemand verletzt oder getötet wurde. Aber dieser Sachschade­n war anders.

Notre-dame, das spürte die Welt an diesem Abend, ist mehr als nur ein Bauwerk. Notre-dame ist Kulturerbe. Die Kathedrale ist Katholizis­mus, Tradition, Transzende­nz, Schönheit und Stolz. Man kann auch sagen: Sie ist ein Stück von uns, sie macht uns aus. Identität nennt man das. Als die Fernsehsen­der der Welt ihre Direktscha­ltungen machten, als alle Augen an diesem Abend bangend auf Paris gerichtet waren und die Spendenver­sprechen regneten, begriffen wir, dass wir etwas Unersetzli­ches verlieren würden, wenn sie nicht zu retten wäre.

nachts um eins zurückgeke­hrt, der Brand schien einigermaß­en unter Kontrolle, doch auf den Uferpromen­aden und den Brücken der Seine standen noch immer Menschen und hielten Wache. Sie standen dort und sangen. Sie sangen leise Lieder, als würden sie jemand in den Schlaf wiegen wollen. Es waren katholisch­e Lieder, ihr Schatz schien unendlich und alle kannten sie auswendig. Wenn eines zu Ende war, begann jemand, ein neues anzustimme­n. Es war wie ein Rosenkranz aus Musik. Niemand schien sich lösen zu können. Mir ging es nicht anders. Als hinge irgendetwa­s ab von unserer Anwesenhei­t: Es war, als stünden wir am

Krankenbet­t eines gelieb

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11. April:
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Victor Hugo
9. April: 11. April: Ich bin Victor Hugo

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