Eskalation in Chile
nommen hatte, wollte eigentlich weitermachen, wurde aber im Findungsprozess hinter Schmidt an zweiter Stelle gereiht. Haag war trotz der Kränkung sehr kooperativ: Sie schloss die zehnmonatige Lücke, die durch Schmidts Sonderwunsch entstanden war, nicht im Jänner, sondern erst im November nach Wien zu wechseln. Und auch als Schmidt ganz absprang, war sie bei der Stelle. Schnell meldeten sich Stimmen, die loyale Haag müsse wieder fix Chefin werden. Und knapp vor Weihnachten ging sie unter allgemeinem Beifall tatsächlich als Siegerin der Ausschreibung hervor. Haag wird das KHM bis 2025 leiten.
Demonstrationen gegen Armut eskalieren in Chile. Auslöser: die Erhöhung von U-bahnFahrpreisen. Trotz einer Ausgangssperre kommt es zu Ausschreitungen mit mehreren Toten.
war die Bestellung Eike Schmidts 2017 nicht der einzige Überraschungscoup von Ex-kulturminister Drozda gewesen. Bereits 2016 hatte er Bogdan Rosˇcˇic´ als künftigen Direktor der Wiener Staatsoper bekannt gegeben. Die Analogie zum Fall Schmidt/haag: Auch der amtierende Direktor Dominique Meyer wäre gern länger geblieben. Meyer fand 2019 jedoch einen neuen, attraktiven Job. Nächstes Jahr wird er Chef der Mailänder Scala, nachdem man dort mit Alexander Pereira gebrochen hatte. Letzterer wechselt übrigens ans Musiktheater Florenz. Ja, so dreht sich das Intendantenkarussell. Dass sich mit Bogdan Rosˇcˇic´ ein ähnlicher Skandal wiederholt wie mit Eike Schmidt, ist natürlich nicht zu erwarten. Rosˇcˇic´ plant seine Amtszeit ab 1. September 2020 längst intensiv, hat einen neuen Musikdirektor und einen Ballettchef installiert. Kein Vergleich zu Schmidt, der fürs KHM im Grunde nur eine Beethoven-ausstellung vorausgeplant haben soll. Die wird im März auch unter Sabine Haag kommen.
Die dritte große Kulturpersonalie, die in der kurzen, aber knackigen Ära Thomas Drozdas von 2016 bis 2017 beschlossen wurde, war auch glücklicher als die Causa Schmidt: Seit Herbst 2019 leitet Martin Kusˇej das Wiener Burgtheater.