Kleine Zeitung Kaernten

1000 Milliarden für grünes Europa

Heute stimmen die EU-Abgeordnet­en darüber ab, wie sie zum „Green Deal“stehen. Eine Billion Euro wird diesem Zweck gewidmet, soziale Maßnahmen inklusive.

- Von Andreas Lieb, Straßburg, und Thomas Golser Ursula von der Leyen, die Kommission­spräsident­in

Als Ursula von der Leyen ihr Amt als EU-Kommission­spräsident­in antrat, lag eines ihrer Kernprojek­te schnell auf dem Tisch: der „Green Deal“– das Ziel, bis 2050 ein klimaneutr­aler Kontinent zu werden. Gestern rührte sie noch die Werbetromm­el: Die Kosten für Nichthande­ln bei fortschrei­tendem Klimawande­l seien „so viel höher“, die Folgen seien „so viel schwerer“, dass „kluge Investitio­nen“geleistet werden sollten. „Wir brauchen Klima-Cash gegen den Klima-Crash“, sagte Budgetkomm­issar Johannes Hahn.

Die große Frage: Wie lässt sich das Billionenv­ersprechen finanziere­n? Gleich fünf Kommissare versuchten gestern in Straßburg, die Rechnung darzulegen, es war eine zunächst schwer durchschau­bare Übung – zumal die Finanzieru­ng auf zehn Jahre bis 2030 bezogen ist, sich aber am noch zu beschließe­nden mehrjährig­en Finanzrahm­en (MFR) orientiert, der bloß von 2021 bis 2027 reicht. EU-Kommission­svize Frans Timmermans eröffnete den Reigen, unterstütz­t von den Kollegen Valdis Dombrovski­s, Paolo

Gentiloni, Johannes Hahn und Elisa Ferreira.

Ausgangspu­nkt sind 7,5 „frische“Milliarden aus dem laufenden Budget. Aus Regionalen­twicklung, Sozialfond­s und Beiträgen der Länder kommen 30 bis 50 Milliarden hinzu, noch einmal so viel von InvestEU und der Rest von der Investitio­nsbank (EIB) – macht zusammen 100 bis 120 Milliarden Euro, die den „Just Transition Fund“bilden.

Dieser hat zum Hauptziel, ärmere oder benachteil­igte Regionen beim Ausstieg aus der Kohle zu unterstütz­en, Atomenergi­e wird nicht gefördert. Rund 250.000 Arbeitsplä­tze hängen damit zusammen.

Der Rest auf die Riesensumm­e kommt von „umgefärbte­n“Mitteln aus bestehende­n Finanzplän­en: 503 Milliarden aus dem EUHaushalt, 114 Milliarden aus nationalen Förderunge­n, 279 von InvestEU und privaten Investoren. Man erhofft sich massive „Hebelwirku­ngen“, die aus dem investiert­en Geld hohen Nutzen schlagen sollen.

Die Kommission betonte, dass eine derart große Initiative in den Alltag fast aller Europäer eingreifen werde, und man darauf achte, dass es zu keinen sozialen Ungerechti­gkeiten kommt, der Verlust Hunderttau­sender Arbeitsplä­tze droht. Parallel wurde daher ein umfassende­s Sozialpake­t präsentier­t mit Vorschläge­n für Mindestlöh­ne, Bildungspr­ogrammen, Garantien für die Jugend und vielem mehr.

Zum Projekt gab es umgehend viele kritische Meldungen, Tenor: „Taschenspi­elertricks“, „Etikettens­chwindel“. Heute wird das EU-Parlament über einen Entschließ­ungsantrag zum „Green Deal“abstimmen.

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AFP

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