Wie Modernität mit 93 gelingt
Die Queen zeigt die Dosis Flexibilität, die es braucht.
Nein, das britische Königshaus mag kein Quell jugendlicher Erneuerung oder vorpreschender Innovationskräfte sein. Manche würden sogar so weit gehen und es ranziges und ressourcenfressendes Relikt längst überkommener monarchischer Weltbilder schimpfen. Und dann noch all die Familienprobleme, die nun weltöffentlich ausgeweidet wurden! Die Vorsitzende indes bleibt eine bemerkenswerte Frau, die auch im 94. Lebensjahr überraschen und überzeugen kann: Elizabeth II. bestieg am 6. Februar 1952 den Thron – jetzt, fast 68 Jahre später, zeigt sie genug Flexibilität, um das Königshaus sanft, aber doch in eine moderne Ära ziehen zu lassen.
Sie hätte den Wunsch ihres Enkels Harry und seiner Gattin Meghan nach Selbstständigkeit als Firmenchefin abschmettern können: Vor 30 oder 40 Jahren hätte ein entsprechender Antragsteller auf Granit, wie er im Tower verbaut wurde, gebissen. 2020 morgendämmert es aber auch im Buckingham Palace: Selbst die Windsors werden sich einem Quantum Erneuerung nicht verschließen können, um eine Art von Zukunft zu haben. Dass die jungen Rebellen der Monarchin ungeniert ihre Wünsche vor den royalen Bug knallten, dürfte dieser – wie auch einem guten Teil der Briten – bis jetzt nicht wirklich munden. Doch: Cleverness und Weitsicht sind neben einer schlichtweg unglaublichen Ausdauer die wahren Steine in Elizabeths Krone. Sie lässt gewähren – und dieser Deal, er wird ihre Signatur tragen.