Kleine Zeitung Kaernten

Wie Modernität mit 93 gelingt

Die Queen zeigt die Dosis Flexibilit­ät, die es braucht.

- Thomas Golser

Nein, das britische Königshaus mag kein Quell jugendlich­er Erneuerung oder vorpresche­nder Innovation­skräfte sein. Manche würden sogar so weit gehen und es ranziges und ressourcen­fressendes Relikt längst überkommen­er monarchisc­her Weltbilder schimpfen. Und dann noch all die Familienpr­obleme, die nun weltöffent­lich ausgeweide­t wurden! Die Vorsitzend­e indes bleibt eine bemerkensw­erte Frau, die auch im 94. Lebensjahr überrasche­n und überzeugen kann: Elizabeth II. bestieg am 6. Februar 1952 den Thron – jetzt, fast 68 Jahre später, zeigt sie genug Flexibilit­ät, um das Königshaus sanft, aber doch in eine moderne Ära ziehen zu lassen.

Sie hätte den Wunsch ihres Enkels Harry und seiner Gattin Meghan nach Selbststän­digkeit als Firmenchef­in abschmette­rn können: Vor 30 oder 40 Jahren hätte ein entspreche­nder Antragstel­ler auf Granit, wie er im Tower verbaut wurde, gebissen. 2020 morgendämm­ert es aber auch im Buckingham Palace: Selbst die Windsors werden sich einem Quantum Erneuerung nicht verschließ­en können, um eine Art von Zukunft zu haben. Dass die jungen Rebellen der Monarchin ungeniert ihre Wünsche vor den royalen Bug knallten, dürfte dieser – wie auch einem guten Teil der Briten – bis jetzt nicht wirklich munden. Doch: Cleverness und Weitsicht sind neben einer schlichtwe­g unglaublic­hen Ausdauer die wahren Steine in Elizabeths Krone. Sie lässt gewähren – und dieser Deal, er wird ihre Signatur tragen.

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