Ausmustern ist keine Lösung
uwe.sommersguter@kleinezeitung.at
Viele standen in ihrem Beruf 30, 35 oder 40 Jahre lang ihren Mann bzw. ihre Frau, bis sie gekündigt wurden. Ein Wiedereinstieg erweist sich oft als aussichtslos, obwohl der Arbeitsmarkt weiter positive Signale aussendet. Bloß nicht für Ältere, die, oft in ihren besten Jahren, über Nacht zum ausgemusterten Inventar werden.
Zwangsläufig ist es nicht, dass die Generation 55+ aufs Abstellgleis geschoben wird. Aber die logische Folge herrschender Umstände: Mit Arbeitgebern, die sich Zeit und Geld für Weiterbildung sparen und dann eben „Alt“gegen „Jung“tauschen – zum Preis des Verlusts an Kompetenz und Erfahrung. Arbeitnehmern, die, ohne aufzumucken, hinnehmen, dass ihr Wissen jedes Haltbarkeitsdatum überschritten hat. Sowie Staat und Gesellschaft, die zwar der Jugendarbeitslosigkeit wirksam den Kampf ansagten, aber entmutigte Ältere in ihrem Dilemma bis heute meist alleine lassen. ltersarbeitslosigkeit ist kein Schicksal. Wer, wie diese Regierung, die Annäherung ans Regelpensionsalter anpeilt, muss dafür den Rahmen schaffen. Das heißt, Beschäftigte ein Berufsleben lang zu entwickeln – statt sich dieser zu entledigen. Herausforderungen der Digitalisierung treffen alle. Niemanden mehr zurücklassen, auch nach 30, 35 oder 40 Dienstjahren nicht, wäre ein verspäteter Neujahrsvorsatz.
A