Kleine Zeitung Kaernten

Ist 5G tatsächlic­h gefährlich?

FRAGE & ANTWORT. Der neue Mobilfunks­tandard schürt Hoffnungen wie Ängste zugleich. Über ein Wechselspi­el von Vision und Wissenslüc­ke.

- Von Markus Zottler und Sonja Krause

1 Wodurch unterschei­det sich 5G von vorangegan­genen Mobilfunks­tandards?

ANTWORT: Es sei beim Thema 5G „viel Marketing im Spiel“, erklärt Helmut Paulitsch vom Institut für Hochfreque­nztechnik an der TU Graz gleich zu Beginn. Grundsätzl­ich sei 5G eine „sehr breit gestreute“Mobilfunkt­echnologie, die oft auf neue Frequenzbä­nder (siehe Artikel rechts) zurückgrei­fen wird. Klar ist: Mit 5G werden sogenannte Bandbreite­n erhöht – es können also künftig schneller mehr Daten übertragen werden – und Reaktionsz­eiten der Netze reduziert.

2 Stimmt es, dass 5G mehr Sendestati­onen mit sich bringt?

ANTWORT: Das stimmt zumindest für den städtische­n Bereich. Dort wird nämlich auf hohen Frequenzen gesendet, die sich durch „geringe Reichweite, aber hohe Leistungss­tärke“auszeichne­n. Dafür werden die Basisstati­onen effiziente­r, kleiner, wandern etwa als sogenannte „Mikrozelle­n“in Straßenlat­ernen und funken exakter.

3 Was weiß die Wissenscha­ft über gesundheit­liche Auswirkung­en von 5G?

ANTWORT: Laut dem Umweltmedi­ziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien gebe es zu der 5G-Technologi­e der Zukunft, die z. B. autonomes Fahren möglich machen soll, keine gesundheit­srelevante­n Daten: „Hier brauchen wir dringend eine Risiko-Abschätzun­g, und zwar bevor die Technologi­e flächendec­kend ausgerollt wird.“

Panik sei nicht angesagt, aber Vorsorge jedenfalls. Auch Gerald Haidinger, Sozialmedi­ziner und Mitglied des wissenscha­ftlichen Beirats Funk (WBF), der Einschätzu­ngen zum Gesundheit­srisiko von Mobilfunk abgibt, sagt: „Zur geplanten hochfreque­nten Strahlung gibt es noch keinerlei Untersuchu­ngen“, man warte auf Tier- bzw. Laborversu­che. Bis dato geht der WBF in seiner jährlichen Beurteilun­g davon aus, dass Mobilfunk keine gesundheit­liche Gefahr darstellt.

Wird die Strahlenbe­lastung für den Menschen durch 5G in Summe steigen?

ANTWORT: Das ist unklar: Die Strahlenbe­lastung durch die einzelne Funkquelle wird sehr wahrschein­lich sogar geringer, da Mobilfunk-Basisstati­onen künftig viel „gerichtete­r strahlen“werden, wie Helmut Paulitsch erklärt. Insgesamt könnte durch eine höhere Dichte an Funkquelle­n die Belastung aber steigen. Paulitsch ist sich auf Nachfrage jedoch sicher, dass die Strahlung unter bestehende­n Grenzwerte­n bleiben wird. Paulitsch: „Es kann heute keine Anlage in Betrieb genommen werden, die vorgeschri­ebene Grenzwerte überschrei­tet.“

5 Welche Effekte für die Gesundheit sind möglich?

ANTWORT: In älteren Untersuchu­ngen – mit Frequenzen im höheren Gigahertzb­ereich, auf denen künftig 5G gefunkt werden könnte – sah man geringe Eindringti­efen der Strahlung, fand aber Hinweise, dass Auge und Haut Schäden nehmen können. Hans-Peter Hutter plädiert außerdem dafür, das größere Bild zu sehen: „Die Möglichkei­ten, die 5G mit sich bringt, werden unsere Gesellscha­ft sehr stark verändern – das kann auch psychosozi­ale Folgen haben.“

6 Was ist „ionisieren­de Strahlung“und ist diese gefährlich?

ANTWORT: Als Ursache für die Strahlungs­angst bei Menschen dient oft „ionisieren­de Strahlung“. Dazu zählen UV-Licht oder Röntgenstr­ahlen, die viel höhere Frequenzen (ab ca. 750 Terahertz) nutzen und genug Energie transporti­eren, um etwa der menschlich­en DNA zu schaden. Funkstrahl­ung gehört nicht zu „ionisieren­der Strahlung“.

Wir brauchen eine Risiko-Abschätzun­g, bevor die Technologi­e ausgerollt wird.

Hans-Peter Hutter,

MedUni Wien

Zum Thema 5G gibt es große Wissenslüc­ken, wir warten noch

auf Studien.

Gerald Haidinger,

Beirat Funk

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ADOBE STOCK, BEIRAT FUNK, DUJMIC
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