„Österreich liegt uns sehr nahe, Europa aber fern“
Lesergedanken zu Helmut Konrads Essay über die Frage, ob sich die Österreicher heute der Europäischen Union zugehörig fühlen.
„Wir sind Österreicher, aber sind wir auch Europäer?“, 11. 1.
AMarmorplatten nfang dem man einen der EU-Beitritt, 80er-Jahre, für Transport das Obere hatte mit vor Drautal und am Plöckenpass über Thörl-Maglern abgewiesen mit erheblicher Verspätung umgeleitet. Tags darauf meinte ein Zöllner, das hätten wir aber auch „österreichisch“erledigen können. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts, als ich ein internationales Symposium zum Thema „Vereintes Europa – Vereinte Musik?“in Kärnten abhalten wollte, waren wir noch nicht in Europa angekommen, man verwies mich nach Slowenien. Österreich liegt uns sehr nahe, Europa aber fern.
Seit Österreichs EU-Beitritt ist eine neue Generation herangewachsen und immer noch gibt es Zweifel. Wurde da etwa der Bildungsauftrag nicht erfüllt, oder gar hier und da mit Ablehnung erledigt? Es ließen sich positive Seiten der EU hervorheben, Frieden, Bewegungsfreiheit und der Euro. All das bietet uns Sicherheit und Ansporn für die Zukunft, eine gemeinsame Außen-und Verteidigungspolitik, auch wenn ein „Stern vom Himmel fallen möchte“. In dieser Arena braucht es auch das soziale Netz und vielleicht etwas mehr Bescheidenheit für die, die angestrahlt werden. Das Kabarett mit den Gurkenlängen, Bananenkrümmungen und Glühbirnen darf einmal pausieren und anderen Erleuchtungen Platz für die Zukunft machen.
Dr. Bruno Reuer, Bodensdorf
Zweckgemeinschaft EU
Wenn wir die EU nur als Zweckgemeinschaft akzeptieren, besteht immer die Gefahr, dass die
Meinung kippt. Bei einem wirtschaftlichen Einbruch würden die EU-Gegner, die sich derzeit sehr still verhalten, sehr schnell wieder die EU für alle Missstände verantwortlich machen. Ich bin zu einem Zeitpunkt geboren, als es kein Österreich gab, der Nationalsozialismus seinem Höhepunkt zusteuerte. Die Europäer standen einander in einem grausamen Krieg gegenüber. Das alles hat mich zu einem glühenden Befürworter der EU gemacht.
Wir müssen lernen, die EU auch dann zu lieben, wenn wir Verpflichtungen mittragen müssen. Frieden ist keine Selbstverständlichkeit und das sollte über alles stehen. Nichts ist so teuer wie ein vom Zaun gebrochener Krieg. Das Gefühl einer echten Zugehörigkeit zur EU muss noch in die Herzen der Menschen.
Franz Reithofer, Mortantsch
Nicht schwarzgemalt
Besser kann man Entwicklung und gegenwärtige Lage der EU nicht darstellen. Einem präzisen historischen Zeitraffer folgt eine messerscharfe, schlüssige Analyse der gegenwärtigen Situation. Sie hebt die Vorteile dieses über eine reine „Zweckgemeinschaft“hinausgehenden Staatenbundes hervor, spart aber nicht mit gerechtfertigter Kritik. Überdies kommt die menschliche Seite nicht zu kurz. Man weiß, dass ein Gurkenkrümmungsregulativ längst Geschichte ist, „dennoch bleibt viel zu tun“. Diese Aussage hat aber durchaus eine positive Konnotation und eröffnet eine – und das gefällt mir besonders gut – positive Zukunftsperspektive. Denn viele sogenannte Experten malen liebend gern schwarz. Raimund Berger,
Deutschlandsberg
„ Wir müssen lernen, die EU auch dann zu lieben, wenn wir Verpflichtungen
mittragen müssen. “
Franz Reithofer, Leoben