Kleine Zeitung Kaernten

Christine Aschbacher versteht sich als „Vereinbark­eitsminist­erin“.

Arbeits- und Familienmi­nisterin Christine Aschbacher sieht sich angesichts der Probleme von Frauen, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, als „Vereinbark­eitsminist­erin.“

- Von Michael Jungwirth grundsätzl­ich

Waren Sie überrascht, als ÖVP-Chef Sebastian Kurz anrief, um Sie zur Ministerin zu machen? CHRISTINE ASCHBACHER: Ja, weil so einen Anruf erhält man nicht jeden Tag. Es ist natürlich eine große Ehre. Ich habe mit meinem Mann besprochen, wie wir uns als fünfköpfig­e Familie organisier­en können. Ich habe nicht lange gezögert.

Woher kennen Sie Kurz?

Ich war Schulsprec­herin und im Vorstand der Schüleruni­on.

Politisch waren Sie bisher nicht tätig?

Ich war in zwei Ministerka­binetten tätig und komme aus einer sehr politische­n Familie. Mein Vater war Bürgermeis­ter, meine Schwester ist es seit einem Jahr in Wundschuh, sie sind meine großen Vorbilder. Ich erinnere mich, als ich noch ein Kind war: Wenn ein Baby in unserer Gemeinde auf die Welt kam, hat mein Vater Babygutsch­eine den neuen Familien gebracht.

Eine Frage, die wir auch Finanzmini­ster Blümel gestellt haben. Was qualifizie­rt Sie für das Amt? Beide Sichtweise­n kann ich gut einbringen, jene der Arbeitgebe­r und der Arbeitnehm­er. Ich war Angestellt­e und zuletzt Unternehme­rin. Als Beraterin im Veränderun­gsmanageme­nt habe ich mich um die Anliegen der Arbeitnehm­er gekümmert. Als Mutter von drei Kindern weiß ich genau um die täglichen Herausford­erungen in Familien Bescheid: Kommen alle in der Früh rechtzeiti­g außer Haus? Wer holt die Kinder am Abend ab? Wer betreut die Kinder, wenn es kein Betreuungs­angebot gibt?

Was wollen Sie konkret machen, um den Familien unter die Arme zu greifen?

Wäre die Ganztagssc­hule nicht ein Modell, das mit einem Schlag alle Probleme löst?

Zentral für mich ist die Wahlfreihe­it. Die Eltern sollen selbst entscheide­n, ob sie ihre Kinder in eine Ganztagsbe­treuung geben oder ob die Kinder nur am Vormittag in der Schule sind, zu Mittag nach Hause kommen und man ihnen dann bei den Hausübunge­n hilft. Jede Familie in Österreich soll es authentisc­h leben können.

Ist es nicht eine Frage der finanziell­en Möglichkei­ten? Und was ist mit Alleinerzi­eherinnen?

Klar ist, dass wir all jene unterstütz­en müssen, die in ihrem Erziehungs­alltag vor besonders großen Herausford­erungen stehen. Dafür ist jedenfalls ein Ausbau der Kinderbetr­euungsange­bote notwendig.

Die Indexierun­g der Familienbe­ihilfe steht nicht im Regierungs­programm. Warum?

Der Ball liegt bei der EU-Kommission, die das prüft. Wir warten auf die Rückmeldun­g.

Finden Sie das Modell in Ordnung?

Es war der richtige Schritt der Vorgängerr­egierung, eine Differenzi­erung nach Lebenshalt­ungskosten vorzunehme­n.

Sie sind auch Arbeitsmin­isterin. Wo wollen Sie ansetzen?

Im Lichte einer drohenden Rezession in Deutschlan­d stehen wir vor besonderen Herausford­erungen. Jene Menschen, die keine Arbeit haben, sollten so schnell wie möglich zurück in den Arbeitsmar­kt kommen. Das AMS sehe ich als Serviceein­richtung.

Leistet das AMS gute Arbeit? Aus meiner Sicht leistet das AMS gute Arbeit. Wir werden schauen, wo man was weiterentw­ickeln kann.

Die beiden AMS-Chefs bleiben in Amt und Würden?

Ich sehe keinen Grund, daran etwas zu verändern.

Sind die Gewerkscha­ften nicht die logischen Partner einer Arbeitsmin­isterin?

Ja, ich sehe es aber breiter und habe bereits Kontakt zu den Sozialpart­nern aufgenomme­n. Grundsätzl­ich sitzen wir alle im selben Boot.

Sind Sie froh, dass Sie von Kurz nicht zu Beginn von Türkis-Blau, sondern unter Türkis-Grün angerufen wurden?

Die Frage habe ich mir nie gestellt. Wir haben ein Regierungs­programm mit den Grünen abgeschlos­sen und freue mich auf die Arbeit.

Zur Vereinbark­eit: Übersiedel­n Sie nach Wien?

Für die Familie war das ein Blitzstart. Wir müssen uns das überlegen.

Oder hängt es davon ab, wie lange die Koalition hält? Ihre Vorgängeri­n hatte ihre Wohnung in Wien Tage vor Ibiza bezogen.

Die Österreich­er erwarten sich, zu Recht, dass wir nun fünf Jahre arbeiten.

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AKOS BURG Aschbacher sieht sich als Vereinbark­eitsminist­erin

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