Christine Aschbacher versteht sich als „Vereinbarkeitsministerin“.
Arbeits- und Familienministerin Christine Aschbacher sieht sich angesichts der Probleme von Frauen, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, als „Vereinbarkeitsministerin.“
Waren Sie überrascht, als ÖVP-Chef Sebastian Kurz anrief, um Sie zur Ministerin zu machen? CHRISTINE ASCHBACHER: Ja, weil so einen Anruf erhält man nicht jeden Tag. Es ist natürlich eine große Ehre. Ich habe mit meinem Mann besprochen, wie wir uns als fünfköpfige Familie organisieren können. Ich habe nicht lange gezögert.
Woher kennen Sie Kurz?
Ich war Schulsprecherin und im Vorstand der Schülerunion.
Politisch waren Sie bisher nicht tätig?
Ich war in zwei Ministerkabinetten tätig und komme aus einer sehr politischen Familie. Mein Vater war Bürgermeister, meine Schwester ist es seit einem Jahr in Wundschuh, sie sind meine großen Vorbilder. Ich erinnere mich, als ich noch ein Kind war: Wenn ein Baby in unserer Gemeinde auf die Welt kam, hat mein Vater Babygutscheine den neuen Familien gebracht.
Eine Frage, die wir auch Finanzminister Blümel gestellt haben. Was qualifiziert Sie für das Amt? Beide Sichtweisen kann ich gut einbringen, jene der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer. Ich war Angestellte und zuletzt Unternehmerin. Als Beraterin im Veränderungsmanagement habe ich mich um die Anliegen der Arbeitnehmer gekümmert. Als Mutter von drei Kindern weiß ich genau um die täglichen Herausforderungen in Familien Bescheid: Kommen alle in der Früh rechtzeitig außer Haus? Wer holt die Kinder am Abend ab? Wer betreut die Kinder, wenn es kein Betreuungsangebot gibt?
Was wollen Sie konkret machen, um den Familien unter die Arme zu greifen?
Wäre die Ganztagsschule nicht ein Modell, das mit einem Schlag alle Probleme löst?
Zentral für mich ist die Wahlfreiheit. Die Eltern sollen selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder in eine Ganztagsbetreuung geben oder ob die Kinder nur am Vormittag in der Schule sind, zu Mittag nach Hause kommen und man ihnen dann bei den Hausübungen hilft. Jede Familie in Österreich soll es authentisch leben können.
Ist es nicht eine Frage der finanziellen Möglichkeiten? Und was ist mit Alleinerzieherinnen?
Klar ist, dass wir all jene unterstützen müssen, die in ihrem Erziehungsalltag vor besonders großen Herausforderungen stehen. Dafür ist jedenfalls ein Ausbau der Kinderbetreuungsangebote notwendig.
Die Indexierung der Familienbeihilfe steht nicht im Regierungsprogramm. Warum?
Der Ball liegt bei der EU-Kommission, die das prüft. Wir warten auf die Rückmeldung.
Finden Sie das Modell in Ordnung?
Es war der richtige Schritt der Vorgängerregierung, eine Differenzierung nach Lebenshaltungskosten vorzunehmen.
Sie sind auch Arbeitsministerin. Wo wollen Sie ansetzen?
Im Lichte einer drohenden Rezession in Deutschland stehen wir vor besonderen Herausforderungen. Jene Menschen, die keine Arbeit haben, sollten so schnell wie möglich zurück in den Arbeitsmarkt kommen. Das AMS sehe ich als Serviceeinrichtung.
Leistet das AMS gute Arbeit? Aus meiner Sicht leistet das AMS gute Arbeit. Wir werden schauen, wo man was weiterentwickeln kann.
Die beiden AMS-Chefs bleiben in Amt und Würden?
Ich sehe keinen Grund, daran etwas zu verändern.
Sind die Gewerkschaften nicht die logischen Partner einer Arbeitsministerin?
Ja, ich sehe es aber breiter und habe bereits Kontakt zu den Sozialpartnern aufgenommen. Grundsätzlich sitzen wir alle im selben Boot.
Sind Sie froh, dass Sie von Kurz nicht zu Beginn von Türkis-Blau, sondern unter Türkis-Grün angerufen wurden?
Die Frage habe ich mir nie gestellt. Wir haben ein Regierungsprogramm mit den Grünen abgeschlossen und freue mich auf die Arbeit.
Zur Vereinbarkeit: Übersiedeln Sie nach Wien?
Für die Familie war das ein Blitzstart. Wir müssen uns das überlegen.
Oder hängt es davon ab, wie lange die Koalition hält? Ihre Vorgängerin hatte ihre Wohnung in Wien Tage vor Ibiza bezogen.
Die Österreicher erwarten sich, zu Recht, dass wir nun fünf Jahre arbeiten.