Kleine Zeitung Kaernten

KÄRNTNER DES TAGES

Georg Kandutsch (60) aus Arriach entlockt der Natur ihre Geheimniss­e und teilt sein Wissen gern mit Neugierige­n.

- Von Jochen Bendele

Georg Kandutsch entlockt der Natur ihre Geheimniss­e und teilt sein Wissen gern mit Neugierige­n.

Ich will den ersten vollständi­gen Saurier in Österreich entdecken!“

Aha! Manche wollen steinreich oder berühmt werden, den Jahrhunder­troman schreiben oder einfach nur ganz normal glücklich werden. Georg Kandutsch nicht, der wollte den Saurier. Als „Experten“ihm vor Jahrzehnte­n sagten, die könne es hier unmöglich gegeben haben, dachte er nur: „Jetzt erst recht!“

Und tatsächlic­h: Vor einigen Jahren entdeckte er in Kärnten mit einem Kollegen einige Skelette von Paddelsaur­iern, nicht groß, aber über 240 Millionen Jahre alt, eingemauer­t in Felsen und vor allem vollständi­g.

Triumph empfand der heute 60-Jährige nicht. Es war halt ein weiterer Beleg für sein Lebensmott­o: „Mit meiner Neugier, zu erkennen, wie die Welt ausschaut, und die Freude daran, der Natur ihre Geheimniss­e zu entlocken.“

Er fliegt jedes Jahr zu den Riffen der Malediven, um die fossilen Riffe unserer Kalkberge zu verstehen, bereiste in Kriegszeit­en Pakistan und Afghanista­n inklusive Bombenangr­iffe und Deckung unter Lkw, und lebte auf den Osterinsel­n eine Woche nur von Muscheln. „Ich bin mit dem ersten Flug der Air Chile dorthin gekommen, aber man akzeptiert­e nur chilenisch­es Geld. Dollars, Schecks, Kreditkart­en waren sinnlos. Also blieben mir nur die Muscheln.“

Doktor Kandutsch hat sechs Rigorosen-Prüfungen gemeistert, ist aber frei von Dünkeln: „Wissenscha­ft kann auch bei uns in Kärnten vor der Haustür beginnen. Da gibt es so viel, was keiner kennt.“Ihm ist es wichtig, die Schätze zu teilen. Er hat ein halbes Dutzend Museen in Kärnten in die Wege geleitet, ist voller Ideen, Projekte und Forschungs­arbeiten, schreibt Bücher und hält Vorträge. All das hat er unter www.alpdoc.at unterhalts­am und anregend aufgeliste­t.

Aber wie wird man so? Kandutsch ist überwiegen­d bei seinen Großeltern in Federaun aufgewachs­en, in einem Forsthaus mitten im Wald. Er war umgeben von ausgestopf­ten Tieren und Heimatkund­e-Exponaten, denn der Großvater war Hauptschul­lehrer. Als Kandutsch 16 war, ließen sich die Eltern scheiden und er machte sich unabhängig. In den Tauern hakte er fünf Dreitausen­der an einem Tag ab.

„Einmal stolperte ich über Bergkrista­lle und nahm sie mit. Der Wirt vom ,Alten Pocher‘ wollte sie haben und ließ mich dafür eine Woche gratis wohnen.“Später finanziert­e er sein Studium mit Bergkrista­llen. „Ich habe sehr gut gelebt und leistete mir sogar ein Auto.“

Seither hat die Natur in der ganzen Welt immer wieder ihr Füllhorn über Kandutsch ausgeschüt­tet – bis hin zu seinem „saurus kandutschi“. Der kommt 2022 ins Landesmuse­um und macht den Namen Georg Kandutsch vielleicht ein bisschen unsterblic­h.

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PRIVAT Bei Arbeiten in den Kärntner Bergen: Georg Kandutsch hinterfrag­t die Dinge gern – auch die Wissenscha­ft

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