Kleine Zeitung Kaernten

Ohne jede „Kopftuchkr­änkung“

Auch über ein Kopftuchve­rbot für Lehrerinne­n lässt sich sachlich und ideologief­rei diskutiere­n.

- Carina Kerschbaum­er carina.kerschbaum­er@kleinezeit­ung.at

Natürlich sorgt sie jetzt mit ihrer Überlegung für Aufregung. Nach dem Kopftuchve­rbot bis zur vierten Klasse nun die Überlegung der neuen Integratio­nsminister­in über einen „möglichen nächsten Schritt“, über ein Kopftuchve­rbot für Lehrerinne­n. Mit dem Nachsatz, dass sie einen „breiten Konsens“in der Regierung orte, weil da ja ein Rollenbild in den Schulen vermittelt werde.

Womit sie mit absoluter Sicherheit recht hat. Es könnte für muslimisch­e Mädchen, die kein Kopftuch tragen wollen, noch

schwierige­r sein, einen kopftuchfr­eien Weg zu gehen, wenn die Lehrerin ein Kopftuch trägt.

Es könnte, muss es aber nicht. Erlaubt sein muss es aber, über ein Verbot und seine Folgen nachzudenk­en. Ohne dass jene, die darüber nachdenken, sofort mit dem Vorwurf geächtet werden, islamfeind­lich zu sein. Oder ins rechtsextr­eme Eck verbannt werden, weil Rechtsextr­eme dies ebenfalls fordern und dann zu oft ignoriert wird, dass die Forderunge­n von Rechtsextr­emen nichts mit Rollenbild­ern oder dem Schutz von Mädchen zu tun haben.

Ja, das Kopftuch ist ein ambivalent­es Symbol. Für die einen wäre ein Verbot ein Akt gegen die Selbstbest­immung und religiöse Freiheit, für Frauenrech­tlerinnen aber ein Akt der Befreiung aus Zwangsroll­enbildern. Also warum nicht ruhig diskutiere­n, was für Schülerinn­en wichtig wäre? Der grüne Vizekanzle­r zeigte gestern, wie emotionsfr­ei auch ideologisc­h aufgeladen­e Themen behandelt werden können. Keine Empörung, kein Vorwurf, dass da „mit Symbolpoli­tik rassistisc­he Vorurteile bestärkt werden“, keine Rede von „Kopftuchkr­änkung“. Er meinte ruhig, dass es jedem freistehe, „über nächste Schritte“nachzudenk­en. Aber dass es da einen Dissens mit ihm geben würde. Auch darüber sollte in Ruhe debattiert werden – am besten mit muslimisch­en Frauenrech­tlerinnen.

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