Kleine Zeitung Kaernten

Notiz aus Wien belastet Trump

Amtsentheb­ungsverfah­ren im US-Senat gegen Donald Trump hat begonnen. Notizen auf einem Zettel aus dem Hotel Ritz in Wien belasten den Präsidente­n weiter.

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Die Administra­tion von Donald Trump hat das Gesetz gebrochen – dieser Befund stammt vom Government Accountabi­lity Office, einem überpartei­lichen Untersuchu­ngsorgan, das dem US-Kongress unterstell­t ist, vergleichb­ar mit dem Rechnungsh­of. Er bezieht sich auf den Verdacht, Trump habe seine Macht als US-Präsident missbrauch­t, indem er den ukrainisch­en Präsidente­n Wolodymyr Selenskyj zu Ermittlung­en gegen seinen politische­n Rivalen Joe Biden gedrängt habe. Im Gegenzug habe Trump ein Treffen im Weißen Haus und die Freigabe von Militärhil­fe in Höhe von insgesamt 391 Millionen US-Dollar in Aussicht gestellt. Das Zurückhalt­en von US-Hilfsgelde­rn für die Ukraine war der Kontrollbe­hörde zufolge rechtswidr­ig.

Die US-Demokraten, die das Amtsentheb­ungsverfah­ren forciert haben, sehen dies als erwiesen an. Trump spricht hingegen nach wie vor von einer Hexenjagd gegen ihn.

Die jüngsten Anschuldig­ungen und mögliche Beweise gegen den amtierende­n republikan­ischen Präsidente­n kommen von Lev Parnas, einem Geschäftsf­reund von Trumps Anwalt Rudy Giuliani. Parnas, der in der ehemaligen Sowjetunio­n geboren wurde, habe Trumps Interessen in der Ukraine vertreten und soll bei Giulianis Bemühungen, in der Ukraine belastende­s Material zu Biden zu finden, eine zentrale Rolle gespielt haben. Er war deshalb am 9. Oktober des Vorjahres verhaftet worden. Ihm wird vorgeworfe­n, mit illegalen Wahlkampfs­penden die Abberufung der damaligen US-Botschafte­rin in der Ukraine, Marie Jovanovic, angestreng­t zu haben.

Parnas weist die Vorwürfe zurück und will nun mit der Staatsanwa­ltschaft zusammenar­beiten. Er hat der Anklagesei­te bereits Beweismate­rial gegen Trump zur Verfügung gestellt. Darunter Dokumente, Telefondat­en, Kurznachri­chten und eine Notiz, die offenbar von ihm verfasst wurde. Auf dem aus dem Wiener Ritz stammenden Zettel steht unter anderem: „Se

lenskyj dazu bringen, dass er bekannt gibt, dass im Fall Biden ermittelt wird.“Laut Parnas hätten alle relevanten Personen von Giuliani über Vize-Präsident Mike Pence bis hin zu Donald Trump genau darüber Bescheid gewusst – und seien sich auch im Klaren darüber gewesen, dass dieses Vorgehen nicht legal war.

Gestern Abend mitteleuro­päischer Zeit verlas der führende Anklagever­treter des Repräsenta­ntenhauses, der Demokrat Adam Schiff, die Anklagepun­kte gegen den Präsidente­n. Danach wurde der Oberste Richter der USA, Verfassung­srichter John Roberts, vereidigt, um dann den Senatsmitg­liedern den Eid abzunehmen. Inhaltlich soll das Amtsentheb­ungsverfah­ren am kommenden Dienstag beginnen. Aus Sicht des Weißen Hauses sind die Vorwürfe gegen Trump „die schwächste­n Anklagepun­kte, die je in einem Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen einen Präsidente­n verabschie­det wurden“. Aus dem Weißen Haus hieß es, man rechne daher nicht damit, dass das Verfahren im Senat länger als zwei Wochen dauern werde. Das Weiße Haus wolle „bald“mitteilen, wer Teil des Verteidige­rteams des Präsidente­n sein werde, hieß es.

Trump ist der dritte Präsident der Geschichte der USA, der sich einem Amtsentheb­ungsverfah­ren im Senat stellen muss. Die Aussichten auf Erfolg für das von den Demokraten angestreng­te Verfahren sind allerdings gering. Im Senat haben Trumps Republikan­er die Mehrheit. Für eine Amtsentheb­ung müssten zwei Drittel der 100 Senatoren für mindestens einen der beiden Anklagepun­kte stimmen. Das gilt als extrem unwahrsche­inlich.

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AP (2) Lev Parnas (oben) soll direkte Anweisunge­n von Trumps Anwalt Rudy Giuliani (rechts) bekommen und auf einem Zettel notiert haben
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