Kleine Zeitung Kaernten

„Ich wusste nicht mehr weiter“

38-Jähriger hat neun Pythons ausgesetzt: vier Monate bedingte Haft.

- Markus Sebestyen

Zwischen 25 und 35 Grad hatte es in den Terrarien, in denen ein 38 Jahre alter Mann aus Villach zahlreiche Königspyth­ons gehalten hat. Vor Gericht gab er zu, dass er sie mit dem Aussetzen Ende Juli des Vorjahres dem sicheren Tod überlassen hat. Neun der aus Westafrika stammenden Tiere hat der Mann in einem ländlichen Gebiet in Feistritz im Drautal an die Luft gesetzt. Drei konnten gerettet werden, drei sind verendet, die restlichen drei wurden nie gefunden.

Vor Gericht gab der Angeklagte an, aus einer Notlage heraus gehandelt zu haben. Nach seinem Umzug in einen „Ghettobau“nach Feistritz, wie es der Mann beschrieb, hätten die Probleme begonnen. „Ich musste im Keller Mäuse und Ratten als Lebendfutt­er züchten. Deshalb gab es immer Streit mit den Nachbarn. Ich wusste einfach nicht mehr weiter.“Die Schlangen ins Kühlfach zu legen oder ihnen den Kopf abzuhacken, hätte er laut eigenen Angaben niemals übers Herz gebracht.

Seine restlichen Tiere hat der Mann mittlerwei­le im Reptilienz­oo Happ abgegeben. Geblieben seien ihm nur ein zwölf Jahre alter Mischlings­hund und ein sogenannte­r Kampffisch. Helga Happ, Sachverstä­ndige im Bereich Reptilien und Zeugin im Prozess, konnte die Lage des Angeklagte­n nachvollzi­ehen. „Man darf die Tiere nicht verkaufen und es gibt keine offizielle Auffangsta­tion in Kärnten. Das ist ein Riesenprob­lem für Tierhalter.“Die Schlangen seien grundsätzl­ich in sehr gutem Zustand gewesen. Allein im Vorjahr wurden im Reptilienz­oo Happ 650 Tiere (350 davon Insekten) abgegeben.

Am Ende war auch Richter Gerhard Pöllinger-Sorré von der misslichen Lage des Tierhalter­s nicht unbeeindru­ckt. Das Urteil fiel mit vier Monaten bedingt wegen Tierquäler­ei vergleichs­weise milde aus.

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