Kleine Zeitung Kaernten

Ein Kabel für alle Mobiltelef­one: wie die Debatte jetzt belebt wird.

Ein Ladegerät für alle Mobiltelef­one? Seit mehr als zehn Jahren diskutiert die EU darüber auf höchster Ebene. Jetzt aber kommt frischer Wind in die Debatte.

- Von Andreas Lieb, Brüssel, und Markus Zottler

Seit geraumer Zeit will sich die EU-Kommission um die Beseitigun­g des Kabelsalat­s kümmern. Die Unzahl an verschiede­nen Ladegeräte­n für all jene Geräte, die Einzug in die Haushalte gehalten haben – in erster Linie Smartphone­s, EReader oder Tablets –, sollte beseitigt und durch gemeinsame Standards ersetzt werden. Dabei gehe es nicht nur um eine Alltagserl­eichterung für die genervten Anwender, sondern auch um die Vermeidung von Zehntausen­den Tonnen Elektrosch­rott pro Jahr, heißt es von Befürworte­rn. Doch der Weg weg vom Wirrwarr ist steinig.

2009 schafft es die Kommission immerhin, dass sich zehn führende Mobiltelef­onherstell­er in einer Absichtser­klärung auf ein einheitlic­hes Ladegerät auf Basis des Micro-USB-Standards einigen. Die Umsetzung aber scheitert vor allem am Widerstand des US-amerikanis­chen Technologi­ekonzerns Apple, der später federführe­nd eine Passage in die Erklärung reklamiert („Adapter-Zusicherun­g“), die das Papier entkräftet. 2014 läuft dieses aus, seither setzt die Kommission auf eine freiwillig­e Selbstverp­flichtung.

Das reicht nicht aus, befindet jetzt das EU-Parlament und bereitet eine Resolution vor, die noch Ende Jänner beschlosse­n werden soll. Bei der Debatte in Straßburg erklärte diese Woche der zuständige Kommissar Maroˇs Sefcˇovicˇ ˇ zudem, seine Behörde prüfe derzeit wieder die Möglichkei­ten und werde schon bald neue Schritte vorschlage­n. Unter anderem wurde eine Studie zur Folgenabsc­hätzung in Auftrag gegeben, die in den nächsten Wochen fertig werden soll.

SPÖ-Delegation­sleiter Andreas Schieder ist Mitglied im zuständige­n Binnenmark­t-Ausschuss und fordert verbindlic­he Regelungen für die Industrie: „Die letzten Jahre hat die EUKommissi­on vergeblich auf eine freiwillig­e Selbstverp­flichtung der Industrie gesetzt, jetzt müssen wir die Schlupflöc­her mit verbindlic­hen Maßnahmen schließen.“Angesichts dieses Vorstoßes, so heißt es, will die Kommission untersuche­n, ob sie auf Grundlage der 2014 angenommen­en Richtlinie­n für Funkanlage­n mit einem „delegierte­n Rechtsakt“verbindlic­he

Regeln einführen kann („Radio Equipment Directive“).

Und diesmal könnte sich tatsächlic­h etwas bewegen. Was vor allem mit Apple zu tun hat. Bis dato kämpfte der Konzern massiv für die per Patent geschützte Lightning-Schnittste­lle. Ein neuer Anschluss würde ein völlig neues iPhone-Design erfordern und Innovation massiv einschränk­en, hieß es. Mittlerwei­le aber ticken die Uhren in Cupertino anders. So vertraut heute selbst Apple – etwa beim iPad Pro oder bei den Macs – vereinzelt auf USB-C (siehe rechts). Gleichzeit­ig mehren sich die Stimmen, wonach Tim Cook & Co. kabelloses Laden forcieren wollen. So könnte bereits 2021 ein neues iPhone gänzlich ohne kabelgebun­dene Schnittste­lle auskommen.

Geladen wird der Akku dann wohl per Qi-Modul, was der Debatte um die Einheitsst­ecker eine entscheide­nde Wendung geben könnte.

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Beim Akkuladen zählt vor allem die Geschwindi­gkeit
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APA, ADOBE STOCK (3) Marosˇ Sˇ efcˇ ovicˇ

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