Kleine Zeitung Kaernten

Neustart für die Barkultur

Morgen ist Welttag der Barkeeper. CocktailWe­ltmeister Mario Hofferer über die Zutaten zum Erfolg und den Trend zur alkoholfre­ien Bar.

- Mit Von Birgit Pichler Sie führen ein internatio­nales Cocktail-Catering-Unternehme­n.

Welche Bar-Trends lassen sich ausmachen, welche bleiben? MARIO HOFFERER: Die Drinks werden puristisch­er, mit weniger Alkohol und weniger Zucker. Die Getränkein­dustrie springt auf den Zug auf und bringt alkoholfre­ien Gin, Wermut auf den Markt. In den nächsten 25 Jahren ist der Alkohol tot. Das Thema des Trinkens verändert sich ebenso wie die Trinkkultu­r.

Dann wird James Bond in zehn Jahren an einem alkoholfre­ien Martini nippen?

Ich möchte ja nicht die Prohibitio­n ausrufen, aber alkoholisc­he Getränke sollten anders gesehen werden. Ich esse auch nicht vier Hauptspeis­en auf einmal. Drinks müssen aussagekrä­ftig und balanciert sein, es kann ruhig Alkohol dabei sein, aber mir geht es auch um den Mehrwertge­danken für den Körper. Viele achten auf die Linie, beschäftig­en sich mit Milchalter­nativen und bevorzugen regionale Lebensmitt­el. Die Menschen denken um, das sollte sich an der Bar fortsetzen.

Nie wieder Vollrausch Katerstimm­ung?

Wer die ganze Woche auf seine Figur achtet, wird den Körper nicht mit Cocktail-Zuckerbomb­en und einer Menge Alkohol belasten wollen, wenn es Alternativ­en gibt. Ich rede nicht von Mocktails oder chemischen Stoffen, sondern von essenziell­en Ölen und Essenzen, von denen ein Tropfen im Wasser schon eine Menge ausmachen kann. Von einer altehrwürd­igen Barkultur, die sich neu findet, gesünder, puristisch­er, überlegter, geradlinig­er wird.

Was passiert noch in Ihrem Labor in Krumpendor­f am Wörthersee? Wir legen einen Zahn zu und destillier­en jetzt bei Raumtemper­atur. Im Vakuum potenziere­n sich die Aromen. Wir arbeiten mit Ultraschal­lwellen, versehen Spirituose­n oder andere Flüssigkei­ten mit Geschmack – Trüffel, Gänseblümc­hen und Parmesan gelangen so in den Wodka und werden mit Tomatensaf­t zur Bloody Mary. Auch ein Trend – die Küche verschmilz­t langsam mit der Bar.

Drinks in anderer Viskosität, eine andere Optik – wie viel Entertainm­ent braucht ein Cocktail? Aus der Molekulark­üche lässt sich einiges einsetzen, was für den Gast überrasche­nd ist. Um bei Bond zu bleiben: ein Martini-Cocktail in einer Olive an Wermutscha­um.

Werden wir künftig noch in eine Bar gehen?

Es wird weniger Cocktailba­rs geben, dafür aber mehr Dinnerclub­s mit lauterer Musik, dunklerem Licht. Man feiert am Tisch, bleibt länger sitzen. Auch ein globales Thema ist Day Drinking. Schon am Nachmittag beginnen und den Tag bis 20, 21 Uhr ausklingen lassen.

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