Kleine Zeitung Kaernten

Tragödie auf der Drachenwan­d am Mondsee: Bub (6) stürzte beim Abstieg vor den Augen seiner Mutter in den Tod.

Erschöpft und im Dunkeln verunglück­te ein Sechsjähri­ger beim Abstieg vom Drachenwan­d-Kletterste­ig.

- Von Maria Schaunitze­r Das Kind

Ein falscher Schritt und du bist weg. Wenn du dann geschwächt bist oder es bereits dunkel ist, birgt das eine zusätzlich­e Gefahr“, erklärt Heinz Hemetsberg­er, Einsatzlei­ter der Bergrettun­g Mondseelan­d. Beides war der Fall, als es gestern in der legendären Drachenwan­d zu einem Bergunfall mit einem Sechsjähri­gen kam – vor den Augen der Mutter stürzte er in den Tod.

befand sich mit seiner 42-jährigen Mutter, deren Lebensgefä­hrten und einem Freund der Familie beim Abstieg vom Gipfel, als es um 18.20 Uhr am Hirschstei­g – einem ausgesetzt­en Wanderweg, den sie für den Rückweg nutzten – zum Unglück kam. Die vierköpfig­e Gruppe hatte zuvor den Drachenwan­d-Kletterste­ig begangen. Bereits um 10.30 Uhr waren sie in den Steig eingestieg­en. Nicht zuletzt wegen des Kindes kamen die vier nur sehr langsam voran und erreichten erst nach sechseinha­lb Stunden den Gipfel. Beim Weg zurück zum Parkplatz wurde es bereits dunkel.

Im Bereich einer Schlucht – dem sogenannte­n Saugraben – kam es dann zu dem Unglück. Nachdem die Gruppe ein Wegstück mit Leitern absolviert hatte, dürfte der Sechsjähri­ge in einer Querung ausgerutsc­ht oder gestolpert sein. Der Bub stürzte darauf über abschüssig­es, felsdurchs­etztes Gelände in die Tiefe. „Seine Mutter und die Begleiter haben in der Dunkelheit nicht sehen können, wohin und wie weit er abgestürzt ist“, erklärt der Bergretter. Sie verständig­ten die Einsatzkrä­fte. Die Bergretter fanden die Mutter schließlic­h am Weg kauernd. Von dort seilten sie sich in die Schlucht ab. Dort stießen sie nach 60 bis 70 Metern auf den Buben. „Wir haben über eine

Stunde lang versucht, das Kind zu reanimiere­n“, sagt Hemetsberg­er. Der Notarzt, der zum Unfallort abgeseilt wurde, konnte jedoch nur noch den Tod des Sechsjähri­gen feststelle­n. Die Mutter und die beiden Begleiter erlitten einen Schock und wurden von den Bergretter­n ins Tal begleitet.

Die Tschechen dürften die Tour bereits gekannt haben. „Sie sind den Kletterste­ig schon öfter gegangen“, sagt Hemetsberg­er. „Das Kind ist aber zum ersten Mal dabei gewesen.“Die Kletterste­igtour – sie weist eine Schwierigk­eit von C/D auf – sei anstrengen­d und eigentlich für Erwachsene konzipiert. Die Frau dürfte die Tour trotzdem unterschät­zt haben oder ihren Sohn überschätz­t, meint Hemetsberg­er. „Die Bedingunge­n waren gut. Es war trocken und auch bereits sehr warm. Aber wenn man bei einer Tour, für die man eigentlich um die drei Stunden braucht, fast acht Stunden benötigt, kann man davon ausgehen, dass man bereits sehr geschwächt ist. Insbesonde­re ein sechsjähri­ger Bub“, erklärt der Bergretter weiter.

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