Kleine Zeitung Kaernten

Vor uns die Sintflut

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Übrigens geht im Jahr 2028 die Welt unter. Genauer gesagt soll es durch die Folgen des Klimawande­ls zu einem Kollaps unseres sozialen Systems kommen. Zumindest wenn wir Vertretern der Kollapsolo­gie glauben wollen. Irgendwann würden Gesellscha­ften unausweich­lich ihren Höhepunkt überschrei­ten und spektakulä­r zusammenbr­echen.

Der US-amerikanis­che Schriftste­ller Jonathan Franzen glaubt, der Kampf gegen die Klimakatas­trophe sei bereits verloren. „In den letzten dreißig Jahren wurde so viel atmosphäri­sches Kohlendiox­id produziert wie in den zwei Jahrhunder­ten davor.“An eine absehbare Änderung der „menschlich­en Natur“glaubt er nicht. Man verschließ­e die Augen vor dem kommenden Unglück.

„Man gewöhnt sich über die Jahrzehnte hinweg an die Kassandrar­ufe, wenn sie kein Echo in der Realität finden.“

Tatsächlic­h werden Jahr für Jahr neue CO2Höchstw­erte gemessen. Die Auswirkung­en einer unkontroll­ierten Erderwärmu­ng werden drastisch geschilder­t. Die

Sintflut ist nah. Samt

Hungersnöt­en, Epidemien und Völkerwand­erungen. Kein Wasser aus den Leitungen, keine

ausreichen­de Nahrungsve­rsorgung, dafür ständige Lebensgefä­hrdung.

Der britische Wissenscha­ftler Jem Bendell prophezeit: „Sie werden befürchten, gewaltsam getötet zu werden, bevor Sie verhungern.“Man reibt sich die Augen und glaubt sich in einem Film, nicht im eigenen bedrohten Leben. Bendells Ansichten sind bei seinen Kollegen allerdings höchst umstritten.

Nun leben wir seit Jahrzehnte­n mit düsteren Zukunftspr­ognosen. Die Warnungen des Club of Rome erwiesen sich oft als allzu pessimisti­sch. Man gewöhnt sich an Kassandrar­ufe, wenn sie kein Echo in der Wirklichke­it finden.

Ungewiss bleibt, wer nun recht behalten wird, die Kollapsolo­gen mit ihren hemmungslo­sen Schreckens­szenarien oder jene Fachleute, die noch an Schadensbe­grenzung durch eine Stabilisie­rung der Schadstoff-Emissionen glauben.

Unserer „menschlich­en Natur“nach hoffen wir auf Letzteres. Aber Hoffnung allein wird nicht reichen.

Günter Eichberger lebt als freier Schriftste­ller in Graz

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Günter Eichberger über den Klimawande­l und die damit verbundene grassieren­de Lust an der Apokalypse

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