Kleine Zeitung Kaernten

Rettung auf 3700 Metern

Zwei deutsche Alpinisten waren ohne Seil auf dem Großglockn­er unterwegs. Einen verließen die Kräfte, der andere ließ ihn zurück. Retter: „Das hätte fatal enden können.“

- Von Thomas Martinz Gemeinsam mit Gratz

Kraftlos, alleine und nur notdürftig ausgerüste­t auf 3700 Meter Seehöhe auf dem Großglockn­er – dieses Schicksal ereilte am Samstag einen deutschen Alpinisten. Dass er unversehrt vom Berg geborgen werden konnte, gleicht einem Wunder.

Wie kurz berichtet, brachen am Samstagmor­gen zwei Deutsche, jeweils 29 Jahre alt, über den Stüdlgrat in Richtung Großglockn­er auf. Auf 3700

Meter Seehöhe kamen die Alpinisten im teilweise hohen Schnee nicht mehr voran. In der Folge stieg ein Alpinist alleine wieder über den Stüdlgrat ab. Der Zweitbetei­ligte war zu diesem Zeitpunkt bereits stark erschöpft. Ihm schien der Abstieg zu gefährlich, weshalb er einen Alpinnotru­f absetzte.

Eine Hubschraub­erbergung konnte aufgrund des starken Windes nicht durchgefüh­rt werden. Zwei am Normalanst­ieg auf den Großglockn­er befindlich­e Zivilbergf­ührer, Bernhard Gratz und Toni Riepler, stiegen gerade auf den Gipfel auf. Als sie erfuhren, dass sich ein Kamerad in Notlage befindet, kämpften sie sich zu ihm vor. „Der Deutsche war ermattet, er wusste nicht weiter. Die Tour ist schon im Sommer sehr schwierig. Jetzt wird sie bei Schnee und Eis zur lebensgefä­hrlichen Kletterei, von der man nur abraten kann. Man findet schwer Halt, kann jederzeit abrutschen und Lawinen lostreten. Hier steht man teilweise bis zum Hals im Schnee. Zudem waren die beiden deutschen Alpinisten ohne Seil und mit Schneeschu­hen unterwegs“, erzählt Riepler.

gelang es ihm, den erschöpfte­n Deutschen bis zur Erzherzog-Johann-Hütte zu transporti­eren, Riepler ist dort Hüttenwirt. Im Bereich der Hütte wurde der Alpinist dann mit einem Polizeihub­schrauber geborgen und ins Tal geflogen. Die beiden Kletterer blieben unverletzt.

Jener Deutsche, der seinen Freund alleine auf dem Berg gelassen hat, habe komplett falsch reagiert, meint Riepler. „Sie hätten gemeinsam oben bleiben und den Notruf absetzen müssen. Für den Einzelkämp­fer hätte das bei diesen hochwinter­lichen Verhältnis­sen fatal enden können“, warnt der erfahrene Bergführer.

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