Ein neuer Pinocchio und zwei alte Wiener Strizzis
Roberto Benigni stellt sich auf der Berlinale als Puppenbauer Gepetto vor, Österreichs Regieduo Covi & Frimmel reüssiert mit einer ungewöhnlichen Doku.
Pinocchio war er schon einmal: 2002, in einem Film, bei dem er selbst Regie führte. Am Sonntag auf der Berlinale hat Roberto Benigni nun wieder einen „Pinocchio“vorgestellt: Seinem Alter – er ist inzwischen 67 – angepasst hat der italienische Komödiant und Filmemacher aber in Matteo Garrones Neuverfilmung nun die Rolle von Pinocchios Vater Gepetto angenommen. Garrone erzählt die Geschichte der Holzpuppe, die ein echtes Kind sein möchte, „von uns, von dem Kampf, den jeder von uns führt ... vom Menschsein.“Der Film läuft nicht im Wettbewerb, sondern in der Sparte Special Gala.
Christian Petzolds „Undine“allerdings rittert mit um den Goldenen Bären als bester Film: Der mysteriöse Liebesfilm erzählt von der Beziehung zwischen einer Museumsführerin (Paula Beer) und einem Industrietaucher (Franz Rogowski). Der Regisseur erzählte von Dreharbeiten unter Wasser, nannte den Film aber auch eine Liebeserklärung an eine Stadt, die man sich „erarbeiten“müsse: „Diese Liebe zu der Stadt kommt nicht von selber.“Die Leute seien unfreundlich und die Fußballvereine grauenhaft. „Es ist sehr schwer, Berlin zu lieben.“
Das dürfte
wohl auch die Gemütslage von Kunst-Superstar Ai Weiwei treffen: Nach dem Vorwurf des Hongkonger Demokratie-Aktivisten Joshua Wong, die Berlinale habe auf Druck Chinas einen Film von Ai abgelehnt, musste Festivalleiter Carlo Chatrian ausrücken: Der Vorwurf sei haltlos, Ai Weiwei habe sich entschieden, seinen Film auf einem anderen Festival zu zeigen, bevor die Berlinale über eine Aufnahme ins Programm entscheiden konnte, erklärte Chatrian am Sonntag.
Gut läuft
es in Berlin für den österreichischen Film: In ihrem neuen Film „Aufzeichnungen aus der Unterwelt“über zwei Protagonisten der Wiener Kriminellenszene in den 60er-Jahren arbeiten Tizza Covi und Rainer Frimmel die Differenz von Fremd- und Eigenwahrnehmung, die Balance von Recht und Unrecht heraus. Mit dem im Berlinale-„Panorama“gezeigten Film ist Covi und Frimmel erneut ein Filmprojekt geglückt, das sich einem nicht alltäglichen Thema widmet: dem Porträt zweier alter Herren, die einst in ziemlich üble Geschäfte verwickelt gewesen sein dürften. Nun ungefährlich geworden, sympathisch und lebensweise, zeigen sie eine andere, eine dunkle Seite Wiens, mit der sie zu leben und die sie zu beherrschen gelernt hatten.