Kleine Zeitung Kaernten

„Corona-Verdacht bleibt in Köpfen der Gäste“

Stornierun­gen in Kleinkirch­heim, am Nassfeld sagen Ungarn ab. Todesursac­he der 56-jährigen Italieneri­n weiter unbekannt.

- Von Thomas Martinz Wie groß der Schaden Jakob Forstnig vom Tourismusv­erband

Ein Fläschchen Desinfekti­onsmittel begrüßt die Gäste des Hotels Ronacher in Bad Kleinkirch­heim am Empfang, auf den Toiletten und in den Zimmern sind die Behälter ebenfalls allgegenwä­rtig. Hygiene wird in Zeiten des Coronaviru­s großgeschr­ieben. Gäste sollen sich nicht nur wohl, sondern auch sicher fühlen.

Und dann platzt die Bombe eines möglichen Corona-Todesfalls ins Winteridyl­l. Wie berichtet, ist in der Nacht auf Mittwoch eine 56-jährige Urlauberin aus Udine in Kleinkirch­heim verstorben. Die Todesursac­he war bei Redaktions­schluss trotz mehrmalige­r Anfrage beim Land nicht eruierbar.

„Auch wenn sich der CoronaVerd­acht nicht bewahrheit­et hat: Das bleibt bei den Touristen in den Köpfen, das könnten die heimischen Familienbe­triebe zu spüren bekommen“, befürchtet Simone Ronacher, dass Gäste ausbleiben. Sie kritisiert das Land, weil in einer Aussendung im Zusammenha­ng mit dem Coronaviru­s-Verdacht Bad Kleinkirch­heim als betroffene Gemeinde genannt wurde.

Mit Stornierun­gen aus Italien hatten die Bad Kleinkirch­hei

im Vorfeld schon zu kämpfen. „Nach Bekanntwer­den des Corona-Verdachts in der Gemeinde haben sich weitere Stornierun­gen aus Italien, Tschechien und Holland eingestell­t“, erklärt Jakob Forstnig, der Obmann des Kleinkirch­heimer Tourismusv­erbands. Die Verlautbar­ung des Landes vor Bekanntwer­den des Testergebn­isses sei „ein Beispiel, wie man es nicht macht“.

Wie groß der Schaden ist, sei nicht abzuschätz­en. „Aber er ist angerichte­t. Wir werden die Stornierun­gen sammeln, Touristen kontaktier­en und darauf verweisen, dass die offizielle­n Behörden keine Corona-Gefahr in Bad Kleinkirch­heim sehen.

Die Hotelmanag­erin eines anderen Großbetrie­bs will, dass ihr Hotel „in Zeiten wie diesen nicht genannt wird“. Es gebe Absagen aus Italien, auch deutsche Gäste seien verunsiche­rt. Man bietet kostenfrei­e Stornos an, um die Gäste nicht langfristi­g zu vergrämen.

Auf zahlreiche ungarische Gäste zu hoffen, scheint ebenfalls vergebens. Am Mittwoch stornierte­n Ungarn mit schulpflic­htigen Kindern eine Ferienwohn­ung am Nassfeld, wie die Vermieteri­n (Name der Remer

daktion bekannt) gestern mitteilte. Die Kinder seien von der Schulleitu­ng verständig­t worden, dass Kinder und Lehrer, die aus Österreich nach Ungarn zurückkehr­en, für mindestens zwei Wochen nicht zur Schule gehen dürften und sich von einem Spezialist­en untersuche­n lassen müssten.

„Durch die Aussendung des Landespres­sedienstes ist der Schaden weit höher, als wenn man noch ein paar Stunden bis zum Vorliegen des Testergebn­isses abgewartet hätte. Ich hätte diese Art der Kommunikat­ion nicht gewählt“, kritisiert auch Tourismusr­eferent Sebastian Schuschnig (ÖVP) das Landesbull­etin. Er hätte an der ursprüngli­ch vereinbart­en Strategie, Verdachtsf­älle nicht mehr zu vermelden, festgehalt­en. In Kooperatio­n mit der Kärnten Werbung und der Wirtschaft­skammer wurde eine Basisinfo für Urlauber ausgearbei­tet, die jetzt alle Kärntner Beherbergu­ngsbetrieb­e erhalten.

Auch bei Kärnten-Werbung-Chef

Christian Kresse hat die Kleine Zeitung um ein Statement zu möglichen touristisc­hen Auswirkung­en angefragt. Nur der Landespres­sedienst dürfe Auskünfte erteilen, hieß es.

Durch die Aussendung des Landes ist der Schaden viel höher, als wenn wir ein paar Stunden auf den Test gewartet hätten.

Sebastian Schuschnig, Landesrat

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Simone Ronacher
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