„Corona-Verdacht bleibt in Köpfen der Gäste“
Stornierungen in Kleinkirchheim, am Nassfeld sagen Ungarn ab. Todesursache der 56-jährigen Italienerin weiter unbekannt.
Ein Fläschchen Desinfektionsmittel begrüßt die Gäste des Hotels Ronacher in Bad Kleinkirchheim am Empfang, auf den Toiletten und in den Zimmern sind die Behälter ebenfalls allgegenwärtig. Hygiene wird in Zeiten des Coronavirus großgeschrieben. Gäste sollen sich nicht nur wohl, sondern auch sicher fühlen.
Und dann platzt die Bombe eines möglichen Corona-Todesfalls ins Winteridyll. Wie berichtet, ist in der Nacht auf Mittwoch eine 56-jährige Urlauberin aus Udine in Kleinkirchheim verstorben. Die Todesursache war bei Redaktionsschluss trotz mehrmaliger Anfrage beim Land nicht eruierbar.
„Auch wenn sich der CoronaVerdacht nicht bewahrheitet hat: Das bleibt bei den Touristen in den Köpfen, das könnten die heimischen Familienbetriebe zu spüren bekommen“, befürchtet Simone Ronacher, dass Gäste ausbleiben. Sie kritisiert das Land, weil in einer Aussendung im Zusammenhang mit dem Coronavirus-Verdacht Bad Kleinkirchheim als betroffene Gemeinde genannt wurde.
Mit Stornierungen aus Italien hatten die Bad Kleinkirchhei
im Vorfeld schon zu kämpfen. „Nach Bekanntwerden des Corona-Verdachts in der Gemeinde haben sich weitere Stornierungen aus Italien, Tschechien und Holland eingestellt“, erklärt Jakob Forstnig, der Obmann des Kleinkirchheimer Tourismusverbands. Die Verlautbarung des Landes vor Bekanntwerden des Testergebnisses sei „ein Beispiel, wie man es nicht macht“.
Wie groß der Schaden ist, sei nicht abzuschätzen. „Aber er ist angerichtet. Wir werden die Stornierungen sammeln, Touristen kontaktieren und darauf verweisen, dass die offiziellen Behörden keine Corona-Gefahr in Bad Kleinkirchheim sehen.
Die Hotelmanagerin eines anderen Großbetriebs will, dass ihr Hotel „in Zeiten wie diesen nicht genannt wird“. Es gebe Absagen aus Italien, auch deutsche Gäste seien verunsichert. Man bietet kostenfreie Stornos an, um die Gäste nicht langfristig zu vergrämen.
Auf zahlreiche ungarische Gäste zu hoffen, scheint ebenfalls vergebens. Am Mittwoch stornierten Ungarn mit schulpflichtigen Kindern eine Ferienwohnung am Nassfeld, wie die Vermieterin (Name der Remer
daktion bekannt) gestern mitteilte. Die Kinder seien von der Schulleitung verständigt worden, dass Kinder und Lehrer, die aus Österreich nach Ungarn zurückkehren, für mindestens zwei Wochen nicht zur Schule gehen dürften und sich von einem Spezialisten untersuchen lassen müssten.
„Durch die Aussendung des Landespressedienstes ist der Schaden weit höher, als wenn man noch ein paar Stunden bis zum Vorliegen des Testergebnisses abgewartet hätte. Ich hätte diese Art der Kommunikation nicht gewählt“, kritisiert auch Tourismusreferent Sebastian Schuschnig (ÖVP) das Landesbulletin. Er hätte an der ursprünglich vereinbarten Strategie, Verdachtsfälle nicht mehr zu vermelden, festgehalten. In Kooperation mit der Kärnten Werbung und der Wirtschaftskammer wurde eine Basisinfo für Urlauber ausgearbeitet, die jetzt alle Kärntner Beherbergungsbetriebe erhalten.
Auch bei Kärnten-Werbung-Chef
Christian Kresse hat die Kleine Zeitung um ein Statement zu möglichen touristischen Auswirkungen angefragt. Nur der Landespressedienst dürfe Auskünfte erteilen, hieß es.
Durch die Aussendung des Landes ist der Schaden viel höher, als wenn wir ein paar Stunden auf den Test gewartet hätten.
Sebastian Schuschnig, Landesrat