Kleine Zeitung Kaernten

35 Stunden sind mehr als genug

- Alexandra Weiss Rammbock

Eine Verkürzung der Arbeitszei­t ist mehr als überfällig. Sie ist einer der Umverteilu­ngsmechani­smen, mit dem Unternehme­nsgewinne an die Beschäftig­ten weitergege­ben werden. Die letzte Arbeitszei­tverkürzun­g mit Lohnausgle­ich fand in Österreich aber vor 45 Jahren statt. Was wir seitdem erleben, ist eine Arbeitszei­tverkürzun­g ohne Lohnausgle­ich. Die Rate der Teilzeitbe­schäftigte­n steigt, inzwischen sind es 30 Prozent, bei Frauen sogar 50 Prozent. Auch Beschäftig­ungsformen wie Leiharbeit, geringfügi­ge Beschäftig­ungen oder Scheinselb­stständigk­eit haben dazu geführt, dass am erwirtscha­fteten Reichtum immer weniger beteiligt werden.

Der Neoliberal­ismus hat dafür gesorgt, dass diese weder sozial noch ökonomisch sinnvolle Politik als „wirtschaft­lich notwendig“durchgeset­zt werden konnte. Die sozialen Verwerfung­en

dieser Politik sind bereits

Der Neoliberal­ismus Ende der 1990er-Jahre hat dafür überdeutli­ch geworden:

Zunahme von Armut, die

gesorgt, dass eine

Rückkehr von Phänomenen

freche Umverteilu­ng wie „Armut trotz Erwerbsarb­eit“, von unten von denen

nach oben als man glaubte, sie mit dem

modernen Wohlfahrts­staat

notwendig durchgeset­zt beseitigt zu haben. wurde.

Dass es sich nicht um wirtschaft­liche Notwendigk­eiten, sondern um eine freche und verantwort­ungslose Umverteilu­ngspolitik von unten nach oben handelt, ist inzwischen vielen klar. Sie hat die Lebenschan­cen und Zukunftspe­rspektiven großer Teile der Bevölkerun­g massiv eingeschrä­nkt, wenn nicht zerstört. Vor dem Hintergrun­d der wirtschaft­lichen Entwicklun­g ist die Forderung nach einer 35-Stunden-Woche mehr als moderat. Aber auch der Gesundheit­szustand eines großen Teils der abhängig Beschäftig­ten, insbesonde­re im Bereich der Pflege, sollte Grund genug dafür sein, die längst fällige Arbeitszei­tverkürzun­g umzusetzen. b die Beschäftig­ten in der Sozialwirt­schaft sich jetzt durchsetzt­en, wird zukunftswe­isend für alle Arbeitnehm­er in Österreich sein. Und es ist entscheide­nd für die demokratis­che Verfassthe­it unserer Gesellscha­ft. Denn steigende soziale Ungleichhe­it gefährdet auch die politische Gleichheit der Bürgerinne­n und Bürger.

Oist Politikwis­senschaftl­erin an der Universitä­t Innsbruck.

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KARIKATUR: PETAR PISMESTROV­IC
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spricht sich mit Blick auf die soziale Ungleichhe­it für die Verkürzung der Arbeitszei­t aus.

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