35 Stunden sind mehr als genug
Eine Verkürzung der Arbeitszeit ist mehr als überfällig. Sie ist einer der Umverteilungsmechanismen, mit dem Unternehmensgewinne an die Beschäftigten weitergegeben werden. Die letzte Arbeitszeitverkürzung mit Lohnausgleich fand in Österreich aber vor 45 Jahren statt. Was wir seitdem erleben, ist eine Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich. Die Rate der Teilzeitbeschäftigten steigt, inzwischen sind es 30 Prozent, bei Frauen sogar 50 Prozent. Auch Beschäftigungsformen wie Leiharbeit, geringfügige Beschäftigungen oder Scheinselbstständigkeit haben dazu geführt, dass am erwirtschafteten Reichtum immer weniger beteiligt werden.
Der Neoliberalismus hat dafür gesorgt, dass diese weder sozial noch ökonomisch sinnvolle Politik als „wirtschaftlich notwendig“durchgesetzt werden konnte. Die sozialen Verwerfungen
dieser Politik sind bereits
Der Neoliberalismus Ende der 1990er-Jahre hat dafür überdeutlich geworden:
Zunahme von Armut, die
gesorgt, dass eine
Rückkehr von Phänomenen
freche Umverteilung wie „Armut trotz Erwerbsarbeit“, von unten von denen
nach oben als man glaubte, sie mit dem
modernen Wohlfahrtsstaat
notwendig durchgesetzt beseitigt zu haben. wurde.
Dass es sich nicht um wirtschaftliche Notwendigkeiten, sondern um eine freche und verantwortungslose Umverteilungspolitik von unten nach oben handelt, ist inzwischen vielen klar. Sie hat die Lebenschancen und Zukunftsperspektiven großer Teile der Bevölkerung massiv eingeschränkt, wenn nicht zerstört. Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Entwicklung ist die Forderung nach einer 35-Stunden-Woche mehr als moderat. Aber auch der Gesundheitszustand eines großen Teils der abhängig Beschäftigten, insbesondere im Bereich der Pflege, sollte Grund genug dafür sein, die längst fällige Arbeitszeitverkürzung umzusetzen. b die Beschäftigten in der Sozialwirtschaft sich jetzt durchsetzten, wird zukunftsweisend für alle Arbeitnehmer in Österreich sein. Und es ist entscheidend für die demokratische Verfasstheit unserer Gesellschaft. Denn steigende soziale Ungleichheit gefährdet auch die politische Gleichheit der Bürgerinnen und Bürger.
Oist Politikwissenschaftlerin an der Universität Innsbruck.