Kleine Zeitung Kaernten

Langer Schatten eines Journalist­enmordes

Die Wahlen in der Slowakei morgen sind noch immer vom Fall Kuciak überschatt­et.

- Noch Premier: Peter Pellegrini Hans-Jörg Schmidt, Bratislava

Zwei Jahre ist es her, dass ein vom Oligarchen Marián Kocner gekaufter Mörder den Enthüllung­sjournalis­ten Ján Kuciak und dessen Verlobte Martina Kuˇsnírová kaltblütig erschoss. Seither ist die Slowakei nicht mehr, wie sie vorher war. Premier Robert Fico und Innenminis­ter Robert Kalinak spielten sich anfangs als große Aufklärer auf. Als jedoch ruchbar wurde, dass Kuciak im nächsten Artikel über Belege für die Verflechtu­ng mafiöser Strukturen mit höchsten Regierungs­stellen schreiben wollte, mussten sie zurücktret­en. Zehntausen­de gingen auf die Straße. Das Entsetzen schlug um in Ergebnisse: Erst wurde mit Zuzana Cˇaputová eine soziallibe­rale Anwältin zur Präsidenti­n gewählt. Dann siegten auch bei den EU-Wahlen die liberalen Kräfte.

Die morgen anstehende­n Parlaments­wahlen könnten diesen Trend fortsetzen. Die Wähler lesen täglich, was sich abgespielt hat. Es sind schlimme Dinge, die vom Prozess vor einem Sondergeri­cht vor allem über Kocner bekannt werden. Er hat offenkundi­g nicht nur hochrangig­e Polizisten und Staatsanwä­lte wie Marionette­n geführt. Er war auch eng verbandelt mit Fico.

Dessen nationalis­tische Partei Smer wird bei den Wahlen bluten. Zwar liegt sie in Umfragen mit 17 Prozent an erster Stelle. Aber sie kam in besten Zeiten auf 44,4 Prozent. Fico selbst hat sein Amt an seinen Parteifreu­nd Peter Pellegrini abgegeben. „Der hat aber nur Dinge in die Wege geleitet, die mit Fico abgesproch­en waren“, sagt Sˇtefan Hríb vom Wochenblat­t „ty´zˇdenˇ“.

Beste Chancen werden jetzt dem Korruption­sbekämpfer und Unternehme­r Igor Matovicˇ und seiner Protestpar­tei „Gewöhnlich­e Leute und unabhängig­e Persönlich­keiten“eingeräumt. Matovicˇ wäre nach übereinsti­mmender Aussage von Politikexp­erten jedoch ein „sehr unsicherer Kandidat“, zumal seine Partei außer der Korruption­sbekämpfun­g kein wirkliches Programm habe.

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