Kleine Zeitung Kaernten

Junge Helden, alte Ideen

Über den Wahnsinn des Erwachsenw­erdens: „I Am Not Okay with This“ist der jüngste Versuch, den „Stranger Things“Nachfolger zu finden.

- Von Daniel Hadler Die Zutaten kleinezeit­ung.at/serientaet­er

Die Genese neuer Geschichte­n erinnert an Druiden, Zauberkess­el und geheime Zutaten. Oder an Reißbrette­r und an Inhaltsver­läufe, die das Resultat von Marktanaly­sen und Zugriffsza­hlen sind. Es braucht nicht viel Fantasie, um zu erahnen, mit welcher dieser Strategien Netflix seine Suche nach „the next big thing“– der nächsten großen Sache – plant. Eine dieser großen Sachen ist zweifellos die Jugendseri­e „Stranger Things“, und wenig zufällig erinnert „I Am Not Okay with This“frappant an den MysteryErf­olg, der vermutlich erst 2021 mit neuer Staffel zurückkehr­t.

von „I Am Not Okay with This“sind demnach vertraut: Die 17-jährige Sidney ist eine Außenseite­rin, die Mutter überforder­t und das Leben zwar keine Hochfest, aber zumindest erträglich. Sid, wie sie vom Brüderchen und der besten Freundin Dina genannt wird, hadert mit sich und dem Selbstmord Vaters. Nachdem Dina sich in einen Unsympathl­er verliebt, lässt ihm Sid durch einen Wutanfall das Blut aus der Nase rinnen – was für alle Beteiligte­n, Zuschauer inbegriffe­n, überrasche­nd kommt. Die Hauptfigur, die mit allen Facetten der Pubertät zu kämpfen hat, muss erkennen, dass ihre Gedanken zerstöreri­sche Kraft haben: Wände, Bowlingkug­el und einiges anderes muss in der Folge daran glauben. Einfach ist die Explosivit­ät von Sids Emotionen als Metapher für die Unwägbarke­iten des Erwachsenw­erdens zu dechiffrie­ren.

Netflix schreibt keinen einzelnen Entwicklun­gsroman, es füllt mittlerwei­le eine ganze Bibliothek mit Coming-of-AgeGeschic­hten. Und eine zweite mit Superhelde­n-Geschichte­n gleich dazu. Das Risiko eines Ermüdungsb­ruchs ist freilich inhärent: Aber solange es gelingt, Jungtalent­e wie die 18-Jährige Sophia Lillis (Sidney) aufihres

zuspüren, die 2017 in der Neuverfilm­ung des Horrorstre­ifens „Es“auffiel, funktionie­rt das Werkl. Algorithmu­s und Marktanaly­sen tun ihr Übriges.

Apropos Personal: Nicht nur inhaltlich, auch bei der Regie setzte man bei „I Am Not Okay with This“auf Bewährtes: Jonathan Entwistle war schon mit der ähnlich gearteten Serie „The End of the F***ing World“erfolgreic­h.

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NETFLIX
Jungtalent­e Sophia Lillis und Wyatt Oleff im RetroLook der Serie, die auf einer Graphic Novel basiert NETFLIX
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