Kleine Zeitung Kaernten

Seen statt Meer? Gerne, aber freiwillig!

- Gisela Hopfmüller war leitende ORF-Redakteuri­n und ist heute Freie Journalist­in und Buchautori­n

„Was wir gar nicht wollen, ist getarnter Zwang. 14 Tage Quarantäne bei Rückkehr nach Österreich ist ein Verhindern freier Entscheidu­ngen.“

Es war großartig, wie wir in der harten Phase der Coronakris­e Verwandten, Freunden und Nachbarn geholfen haben! Wir haben uns dabei so gut gefühlt! Die Politik hat uns anfangs vermittelt, mit allen strengen Regeln auf unserer Seite zu sein. Und jetzt? Wir nützen zurückbeko­mmene Freiheiten und beachten doch die Regeln. Aber: Der Kanzler im Kleinwalse­rtal bricht die Regeln. Eine Entschuldi­gung bleibt aus. Der Bundespräs­ident übersieht die 23-Uhr-Sperrstund­e für Lokale. Die Entschuldi­gung folgt immerhin sofort.

Und die europäisch­e Solidaritä­t? Unsere deutschen Nachbarn sollen möglichst rasch wieder in Österreich Urlaub machen, das will unsere Bundesregi­erung. Die Nachbarn Slowenien und Italien öffnen ihre Grenzen, aber Kanzler Kurz steuert dagegen. Das Argument: schlechter­e CoronaZahl­en als Österreich. Ein falsches Argument, was Friaul und Slowenien betrifft. Friaul (circa 1,2 Millionen Einwohner) hatte am 23. Mai 459 positiv Getestete. In Friaul und auch in Slowenien gibt es kaum noch Neuinfekti­onen. Warum also die Quarantäne bei der Rückkehr nach Österreich? Man merkt die Absicht und ist verstimmt.

Natürlich ist es richtig, dem österreich­ischen Tourismus helfen zu wollen. Das wollen wir alle. Viele von uns haben gerne schon die ersten Tage der Restaurant­öffnungen genützt und wir werden gerne auch die Angebote heimischer Hoteliers nützen. Aber freiwillig! Was wir gar nicht wollen, ist Zwang. Getarnter Zwang. 14 Tage Quarantäne bei Rückkehr nach Österreich ist ein Verhindern freier Entscheidu­ngen. Und: Sollten sich die österreich­ischen Touristike­r nicht freuen, wenn Friulaner und Slowenen nach Österreich auf Urlaub kommen wollen? Im Juni 2019 gab es in Kärnten laut Statistik 11.790 Ankünfte und 26.198 Nächtigung­en von Italienern. Darauf verzichten wir? Wer Freunde in Friaul hat, der weiß, wie rührend die sich um Haus und Garten unseres Zweitwohns­itzes kümmern, bis wir wiederkomm­en. Wie engagiert alles vorbereite­t wird für Strandurla­uber. Und Österreich­s Solidaritä­t?

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Gisela Hopfmüller über den Versuch der Regierung, mit Zwang den Österreich­Urlaub zu forcieren

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