Kleine Zeitung Kaernten

Deutsches Fleisch in heimischer Wurst

- Hannes Royer ist Bergbauer und Gründer der Plattform „Land schafft Leben“

Gemeinsam mit dem Coronaskan­dal der Firma Tönnies wird nun die gesamte Schweinebr­anche vor den medialen Vorhang gezerrt. Arbeitsbed­ingungen und Tierwohl-Standards sind plötzlich ein heißes Thema, das im Mittelpunk­t der Gesellscha­ft steht. Erzürnt verweist man auf Pseudo-Skandale mit Titeln wie „Deutsches Fleisch in heimischer Wurst und Tiroler Speck“.

Doch ist das wirklich ein Skandal, dass sich deutsches Fleisch in den Würsten österreich­ischer Betriebe befindet? Oder wollen wir allen Ernstes behaupten, dass wir nicht gewusst haben, dass da der Hund in Form von deutschem Schwein drinsteckt, wenn wir ein halbes Kilo Frankfurte­r für knapp drei Euro erbeuten? Erwarten wir wirklich, dass Schlachthö­fe und Verarbeite­r zu diesem Betrag unter

„Es ist Heuchelei, besten Bedingunge­n

am Morgen zu arbeiten, heimische

sagen, wie wichtig Bäuerinnen und Bauern

gerecht entlohnt und uns das Tierwohl

Schweine artgerecht behandelt ist, und am werden?

Abend zum Unsere Bioprodukt­ion

Aktionssch­inken bei Schweinefl­eisch beläuft

zu greifen.“sich in Österreich

auf 2,7 Prozent, die restlichen 97,3 Prozent entfallen auf die konvention­elle Schweineha­ltung. Wir greifen zu dem billigsten Schinken, zur Wurstverpa­ckung, deren Werbebild uns am meisten anspricht, und fragen im Wirtshaus nicht nach der Herkunft des Schnitzels.

Es ist zu wenig und heuchleris­ch, am Morgen anzugeben, wie wichtig uns das Wohl unserer Nutztiere ist, und am Abend zum Aktionssch­inken zu greifen. Das Bewusstsei­n muss von uns Konsumenti­nnen und Konsumente­n kommen. Wir müssen Interesse für das zeigen, was wir täglich auf unsere Teller bestellen und in unsere Einkaufskö­rbe legen, damit wir gehört werden und damit unsere Rufe so laut werden, dass Unternehme­n, Gastronomi­e und Gemeinscha­ftsküchen der Forderung einer verpflicht­enden Herkunftsk­ennzeichnu­ng nachkommen.

N ur so kann die Enttäuschu­ng über Produktion­sbedingung­en zu einer Enttäuschu­ng im besten Wortsinn werden. Die Täuschung endet dann, die Karten liegen auf dem Tisch und niemand kann mehr sagen, sie oder er habe es nicht gewusst.

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meint, niemand solle so tun, als wüsste er nicht, was in Wurst zu Dumpingpre­isen steckt

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