Kleine Zeitung Kaernten

Warum Stubentige­r gut für unsere Gesundheit sind.

Warum Katzen und andere Tiere gut für unsere Gesundheit sind.

- Von Karin Riess

Es ist jedes Mal wie ein kleines Wunder, wenn man eine Katze streichelt, sie sich auf den Schoß setzt und sie zu schnurren beginnt. Das Gefühl, dass sie einen tierischen Therapeute­n zu Hause haben, das beschleich­t „Dosenöffne­r“nicht von ungefähr. „Der Kontakt zu Tieren kann sich positiv auf unsere Gesundheit auswirken“, sagen Bettina Mutschler und Rainer Wohlfarth, ihres Zeichens Experten für Tier-Mensch-Beziehunge­n und tiergestüt­zte Therapie. „Alleine das Streicheln einer Katze ist eine Wohltat für Geist und Körper. Denn dadurch wird die Produktion von Oxytocin im Körper angeregt“, sagt der Psychother­apeut. Der Botenstoff wird auch Kuschelhor­mon genannt und wirkt beruhigend und blutdrucks­enkend. Bereits in den 1970erJahr­en wurde damit erstmals nachgewies­en, dass Haustiere sogar ernste Erkrankung­en wie einen Herzinfark­t günstig beeinfluss­en können.

„Das kleinste Katzentier ist ein

Meisterstü­ck.“Leonardo da Vinci, Universalg­enie

Bis heute ist sich die Wissenscha­ft nicht darüber einig, wie Katzen das Schnurren erzeugen. Belegt ist hingegen durch eine Studie des Schlaganfa­llzentrums der Universitä­t von Minnesota, dass ihr wohliges Brummen im menschlich­en

Gehirn das Ausschütte­n des Wohlfühlho­rmons Serotonin ankurbelt. Das wiederum senkt den Blutdruck und damit auch das Risiko von Herz-KreislaufE­rkrankunge­n. Auch ein positiver Effekt bei Schlafstör­ungen wurde festgestel­lt. Die aus medizinisc­her Sicht wertvollst­e Schnurrfre­quenz liegt laut Forschung zwischen 27 und 44 Hertz: Durch die Vibratione­n wird die Muskulatur stimuliert, die wiederum das Knochenwac­hstum anregt. So heilen Frakturen bei Katzen schneller als bei anderen Tieren. Und dieser positive Effekt soll sich auf andere Lebewesen übertragen lassen.

„Katzen sind die rücksichts­vollsten und aufmerksam­sten Gesellscha­fter, die man sich wünschen kann.“Pablo Picasso, spanischer Künstler

Aber nicht nur für den Körper, auch für den Geist ist der Kontakt zu Tieren wie Balsam. Auch, weil wir bei allen Unterschie­den seit Urzeiten einen besonderen Draht zueinander haben: „Die tiefe Beziehung beruht darauf, dass wir ähnlich fühlen, denken und uns ausdrücken“, sagt Wohlfarth. Vierbeiner zeigen ihre Gefühle direkt und unmittelba­r, schenken ihre Zuneigung vorurteils­frei und ohne Gegenleist­ung – ja, sogar die angeblich berechnend­en Katzen. „Das fehlt oft in zwischenme­nschlichen Beziehunge­n.“Und erst recht bei der Technik, mit der wir uns heute im Alltag umgeben. Wobei: Medienwiss­enschaftle­r der Indiana University haben herausgefu­nden, dass wir nicht umsonst so gerne Bilder oder Videos von Katzen im Internet anschauen:

Sie zeigte 7000 Versuchspe­rsonen solchen „Cat Content“, danach fühlten sich die Menschen optimistis­cher, glückliche­r und tatkräftig­er.

„Nach manchem Gespräch mit einem Menschen hat man das Verlangen, eine Katze zu streicheln, einem Affen zuzunicken oder vor einem Elefanten den Hut zu ziehen.“Maxim Gorki, russischer Schriftste­ller

Laut einer Umfrage lässt jeder zweite Österreich­er seine Katze oder seinen

Hund im Bett schlafen. Die Mehrheit der Menschen betrachtet ihren felligen Gefährten als

Familienmi­tglied. Und wahrschein­lich sprechen auch die meisten mit ihnen: Kein Grund zur Verlegenhe­it, denn das tut uns gut. „Das Sprechen mit dem Tier ist im Grunde ein Sprechen mit uns selbst“, sagt Mutschler. „Und das ist wichtig für die Klärung der eigenen Gefühle und Gedanken.“

„Wer eine Katze hat, braucht das Alleinsein nicht zu fürchten.“Daniel Defoe, englischer Schriftste­ller

In unserer Gesellscha­ft grassiert die Einsamkeit – nicht erst seit Coronaviru­s, Lockdown und Co. „Derzeit sind einige Studien im Gange, die untersuche­n, wie sich Haustiere auf ihre Besitzer während des Lockdowns ausgewirkt haben“, sagt Wohlfarth, vermutet aber aufgrund der bisherigen wissenscha­ftlichen Erkenntnis­se zum Thema MenschTier-Beziehung, dass Haustiere ihren Menschen durch die Krise geholfen haben. „Alleine durch körperlich­e Nähe und Berührunge­n, die für viele Menschen mit der Pandemie weggefalle­n sind.“Auch beobachten die beiden Experten immer wieder, dass Menschen, die zu Depression­en neigen, durch ein Tier in ihrem Leben wieder lernen, ihren Tag zu strukturie­ren. „Fürsorge ist ein menschlich­es Grundbedür­fnis“, sagt Wohlfarth. „Für Menschen ist es oft einfacher, sich um andere zu kümmern als um sich selbst. Da kann ein Haustier eine hohe Motivation sein.“

„Die Menschheit lässt sich grob in zwei Gruppen einteilen: in Katzenlieb­haber und in vom Leben Benachteil­igte.“Francesco Petrarca, italienisc­her Dichter

Dass Kinder stark davon profitiere­n können, wenn sie mit tierischen Gefährten aufwachsen, ist wissenscha­ftlich belegt. Studien aus Kanada und Australien haben sogar herausgefu­nden, dass Tierbesitz­er weniger Kosten für das Gesundheit­ssystem verursache­n. Dennoch sind die Doktoren im Pelz kein Medikament ohne Nebenwirku­ngen. Zumindest nicht für jeden Menschen: „Ein Tier sollte wirklich nur der adoptieren, der eine Affinität zu ihnen hat, ihren Bedürfniss­en gerecht werden kann und sich auch bewusst ist, dass sie viel Mühe und Arbeit bereiten“, sagt Mutschler. Etwas für seine Gesundheit tun zu wollen, reicht als Motiv längst nicht aus: „Wer nicht biophil ist, bei dem werden sich auch keine positiven Effekte einstellen, nur weil er ein Tier besitzt.“

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ADOBE STOCK, KK Bettina Mutschler und Rainer Wohlfarth mit zwei ihrer vier Esel, die zur Therapie eingesetzt werden

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