Kleine Zeitung Kaernten

Villach erlässt nach Party temporäre Maskenpfli­cht. Infektione­n könnten auf andere Herde zurückzufü­hren sein.

Im Zusammenha­ng mit der Gartenpart­y und dem Wirtekirch­tag in Villach gibt es laut Land Kärnten acht Infizierte. Partyveran­stalter weist Kritik zurück. Stadt verhängt Maskenpfli­cht.

- Von Jochen Habich und Markus Sebestyen

Seine „Promiparty“sorgte österreich­weit für Schlagzeil­en. Alle etwa 80 Teilnehmer der Feier vom 31. Juli sind in Quarantäne. Der Grund: Fünf von ihnen wurden – nach dem Fest – positiv auf Covid-19 getestet. Unter ihnen der Veranstalt­er. Der wehrt sich gegen Kritik, er habe durch einen zu sorglosen Umgang mit der Thematik einen Corona-Cluster geschaffen. „Natürlich hat es Sicherheit­svorkehrun­gen gegeben“, sagt der Villacher, der anonym bleiben will.

Das Gartenfest, das er seit fast 20 Jahren in der Kirchtagsw­oche abhalte, habe ausschließ­lich im Freien stattgefun­den.

Zwischen allen Tischen habe es einen Sicherheit­sabstand gegeben. „Auf jedem Tisch gab es Desinfekti­onsmittels­pender und Einwegtüch­er“, sagt der Unternehme­r. „Für ältere Gäste gab es einen eigenen Bereich.“

Das Gartenfest sei nicht verboten gewesen, so der Mann. Das hat der Magistrat bestätigt. Von einem Besäufnis könne keine Rede sein, so der 48Jährige. Es waren mehrere Familien da, etwa ein Viertel der Besucher seien Kinder gewesen. „Und die meisten angebliche­n Promis kennt man vielleicht in Villach, wenn überhaupt.“

Bislang habe es keinen Nachweis dafür gegeben, dass sich die Gäste bei seinem Gartenfest mit dem Virus infiziert hätten, so der Villacher. Im Zuge der Testungen ist zu den fünf Infizierte­n gestern eine weitere hinzugekom­men, eine Verwandte des Unternehme­rs. Er selbst habe leichte Grippesymp­tome, seine Frau habe es schwerer erwischt.

Der Unternehme­r geht davon aus, dass er und seine Ehefrau sowie die drei anderen positiv getesteten Personen sich bereits vor dem Gartenfest in Villach angesteckt haben. „Wir waren, wie Hunderte andere Menschen, in der Innenstadt“, sagt der Mann. Auch in jenem Lokal, dessen Wirt mittlerwei­le positiv getestet worden ist. Dort habe man den Wirt und ein Ehepaar – ebenfalls positiv

– getroffen. Zwei Tage später waren alle auf dem Gartenfest, natürlich ohne zu wissen, dass sie sich infiziert hatten.

Ebenso schlimm wie die Erkrankung­en und die Sorge um die Gesundheit seiner Gäste sei für ihn aber der öffentlich­e Umgang mit dem Thema. „Während einem in Österreich bei Verstößen gegen den Datenschut­z hohe Geldstrafe­n drohen, brechen manche Medien jede Privatsphä­re.“

Zusätzlich­e Brisanz hat der Fall dadurch bekommen, dass einer der Infizierte­n laut Aussendung des Landes Kärnten der Wirt des Villacher Lokals „Ledergasse 29“ist. Vor diesem hat am vergangene­n Wochenende ein sogenannte­r Wirtekirch­tag

mit Hunderten Besuchern stattgefun­den. Es war einer von vielen privat abgehalten­en Kirchtagen in Villach. Der Wirt begab sich freiwillig in Quarantäne und hat sein Lokal vorerst bis 24. August geschlosse­n. Laut Landespres­sedienst (LPD) Kärnten könnten zwei weitere Infektions­fälle aus dem Umfeld des Lokales kommen. Das würde erklären, warum der LPD „insgesamt acht Infizierte“führt, „die auf die Party zurückzufü­hren sind“. Die Stadt Villach reagiert auf den Corona-Cluster mit einer temporären Maskenpfli­cht. Ab sofort müssen auf Märkten (beim Zutritt und während des gesamten Aufenthalt­es) und generell im Stadtberei­ch von 21 bis 2 Uhr in der Nacht Mundnasen-Schutz-Masken getragen werden.

Am Freitag sind in Kärnten zu jenen in Villach vier weitere Fälle hinzugekom­men. Auch zwei Klagenfurt­er sind positiv, einer muss im Krankenhau­s behandelt werden. Nach dem dritten positiven Test in einem Flüchtling­squartier des Bundes in Feldkirche­n wurde die Unterkunft geschlosse­n.

 ?? RAUNIG ?? Gäste, die seit 31. Juli in diesem Villacher Lokal gewesen sind, sollen sich jetzt testen lassen
RAUNIG Gäste, die seit 31. Juli in diesem Villacher Lokal gewesen sind, sollen sich jetzt testen lassen

Newspapers in German

Newspapers from Austria