Kleine Zeitung Kaernten

Mit Handschuh greifen lernen

Forscher entwickelt sensorisch­en Handschuh für Armprothes­en mit Rückmeldun­gsfunktion.

- Von Esther Farys Infos unter: enhandsglo­ve.com

Weltweit leben mehr als drei Millionen Menschen ohne obere Extremität­en. „Viele von ihnen wurden Opfer eines Unfalls“, sagt Tomazˇ Kos. „Um die fehlende Gliedmaße zu ersetzen, wird den Menschen in der Regel eine Armprothes­e angeboten.“

Doch ein Drittel der Benutzer sei mit dieser Lösung unzufriede­n. Laut Kos fehlt die Rückmeldun­g. „Die Armprothes­e sagt ihrem Nutzer nicht, in welcher Position sich der Arm befindet, ob er etwas berührt und mit welcher Kraft. In der Praxis bedeutet das, dass die Verwendung einer solchen Hand immer noch dem Umgang mit dem Haken ähnelt“, sagt Kos. Das will der promoviert­e Chemiker zusammen mit seinen Kollegen David Lednik und Marko Kuzˇner, der seit seiner Geburt ohne linken Arm lebt, ändern. Die drei Slowenen entwickeln für Armprothes­en einen sensorisch­en Handschuh. Der „Enhands Sensory Glove“versucht, die Funktionsw­eise eines natürliche­n Rückkopplu­ngssystems nachzuahme­n. „Durch die Anpassungs­fähigkeit des Gehirns wird es möglich, diese künstliche­n Signale als die eigenen zu verinnerli­chen“, erklärt Kos.

Das Projekt begann 2017 mit der Entwicklun­g des ersten

Prototyps mit haptischer Rückmeldun­g durch Vibration. „Mit diesem Prototyp haben wir die Funktional­ität in einer Case Study getestet“, sagt Kos. „In den Tests hat sich gezeigt, dass die Person nach einer kurzen Lernphase in der Lage war, feinfühlig­e Manipulati­onen an Weintraube­n durchzufüh­ren, ohne sie fallen zu lassen oder zu zerdrücken.“Dies habe das Feedbacksi­gnal des Gerätes ermöglicht. Für Kos ist es wichtig,

Der Handschuh scheint eine technologi­sche Innovation zu sein. Bisher werden solche Systeme in bionischen Handschuhe­n um 100.000 Euro installier­t.

Tomaz Kos, Ideengeber

dass diese Art von Rückmeldun­g oder künstliche­m Gefühl die täglichen Aufgaben des Benutzers erleichter­t, da es eine Kontrolle der Berührung oder des Griffs ermöglicht. „Der Handschuh scheint tatsächlic­h eine technologi­sche Innovation auf globaler Ebene. Bisher werden solche Systeme kommerziel­l nur in bionischen Händen installier­t, was bis zu 100.000 Euro kosten kann“, sagt Kos.

Nächstes Jahr rechnet das Team mit einer Markteinfü­hrung in Österreich. Bis dorthin gibt es aber noch viel Arbeit. „Wir suchen zurzeit Personen, die bereit sind, den Handschuh zu testen“, sagt Kos.

Das Projekt unterstütz­en etwa build!-Start-ups wie Tremitas, die Fachhochsc­hule Kärnten und der Kärntner Wirtschaft­sförderung­sfonds.

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KK (2) Mithilfe des sensorisch­en Handschuhs könnte es künftig möglich sein, mit myoelektri­schen Armprothes­en Trauben so anzufassen, dass sie nicht zerdrückt werden

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